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Dead on Arrival. Die Chronik eines angekündigten Todes. Die Hauptfigur der Schaffer hier als Politprominenz und Whistleblower, die zuvor noch neben Obama stand und im Gespräch mit dem Clintons, und nunmehr ihre letzten Aufzeichnungen tätigt und dies mit der offenen Gefahr im Gesicht. Die Welt ist voller Feinde, die Farben sind runtergedreht bis komplett entfernt, die Kommunikation untereinander, die Interaktion ist leblos und von Statik geprägt. Ein ärmliches Szenario wird hier gezeichnet, raus aus dem County Gefängnis und rein in einen Zustand, in der das Angebot und die Versorgung mit einer warmen Mahlzeit und dem Dach über den Kopf nicht nach einer Selbstverständlichkeit aussieht und die nächste Bedrohung – ein Afroamerikaner mit dem Alkohol in der einen Hand und dem Baseballschläger in der anderen – nur einen Meter weiter und um die nächste Ecke ist. The Insurrection ist nicht das erste, aber das deutlichste politisch angehauchte Projekt, und damit auch das, was fast die meiste (negative) Reaktion bekommen hat, wenn man z.b. vom reaktionären Death Kiss absieht:

Joan Schaffer [ Wilma Elles ], CEO einer großen Mediencompany, hat vor, mit einem live ausgestrahlten Interview ihre Erkenntnisse über die Machenschaften und Taktiken von 'Hollywood' herauszurücken, in Unterstützung ihrer beiden Assistenten Franciso [ Joseph Camilleri ] und Dakota [ Rebecca Tarabocchia ]. Da sie um die Gefährlichkeit ihres Ansinnens weiß und auch darum, dass bereits mehrerlei Killer auf sie angesetzt sind, heuert sie den frisch aus dem Gefängnis entlassenen früheren 'Sergeant Major' [ Michael Paré ] als Bodyguard an.

Hinterhöfe, Seitenstraßen, leere Gegenden, unbefahrenen Straßen, dazu einsilbige Gespräche, die wie abgelesen wirken oder wie auswendig gelernt. Die Ankündigung der baldigen Beseitigung als erster Aufhänger, dann ein gealterter Paré, der martialisch aussieht und breitschultrig in schwarzer Kluft eingeführt wird und sich so steif auch durch die Handlung bewegt. Aktuell ist der Film sogar, wird beizeiten Frauenrechte angesprochen, LGBTQ, die Herrschaft alter weißer Männer, die "divide and conquer"-Taktik des Twitter-POTUS mit dem güldenen Haar, Hate Crime, Black Lives Matter, Rassismus in jeder Form und Variante, die Transgender-Debatte, Schwangerschaftsabbrüche etc., natürlich mit der kulturellen Konditionierung, der Medienkontrolle, der Formung und Programmierung der Einflussschneisen unserer Wahrnehmung, Deep Fake Style und den Fake News auch als Rahmen der Erzählung, aber fällt auch gleich das folgende Gespräch: "Are you going to warn them about the virus?" - "They wouldn't believe me. Now, hold that camera in place. Like this." - "Maybe you should." - "Should what? Tell them that the elites are going to use a plague crisis to trick the masses into allowing a tyrannical world government to form? No Francisco, they’ll think I'm crazy." Vor ein paar Wochen wären diese Sätze schon Cuckoo Bananas genug, mittlerweile hat man von ganz 'normalen' Bürgern schon ähnliches und dies vervielfältigt in Quantität und Qualität gehört; Perez schließt sich dem an und macht wie auch in den zwischenzeitlich addierten Actionszenen (und wie auch schon teils in Cabal und in Cry Havoc) ein reines agitiertes Zirkusschießen gegen alles und jeden.

Inhaltlich eine Art Aluhut-Update von Carpenters Sie leben, Manipulation und Meinungserzeugung durch die öffentlichen Medien sowie Gestaltung von Massenakzeptanz, dort speziell die Werbung und Nachrichtenkonserven, hier über Hollywood und deren Filme und Serien, die Fesselung des schon lange nicht mehr mündigen Bürgers durch mentale Kontrolle, Meinungsbildung durch Emotionalisierung, Filterblasen und Echokammern usw. usf., vorgetragen hier als Art Diskurs auch, als sowohl verbaler Report, Rezitation, Deklamation und Kolloquium. Optisch ein großer Brei aus dunklem, fast stahlharten Blau plus türkiser Umrandung, dazu Ruinen von Landschaften (gedreht wurde in Shasta und Tehama County) mit ein paar Überbleibseln von Schrott, Rost, Weggeworfenem und Vergessenen, die Hauptzentrale der Aufklärer hier ein Safe House auf einer Art pleite gegangenen provinziellen Industrieeinheit, zwischen Holzlagern, Schutthalde und verwilderten Autofriedhof, wobei die Villa selber als Rückzugsort nicht nur nicht dorthin passt – und da real auch nicht steht – , aber selbst dann auch karg und wenig heimelig und eigentlich auch zum Gruseln und zum Fürchten ist.

Darstellerisch ist das überaus simpel gehalten, die Figuren künstlich sprechend, keinerlei Kongruenz zwischen dem Gesagten und dem Gezeigten, die Aussagen hin und her springend, rasch das Thema wechselnd, in Komplexitätsreduktion gehalten und raschelnd im Papier. Zwischen all den Interviews und zwischen Müll, Matsch und Unrat (vom Schauplatz) kommt des dann zu diversen 'Action'szenen seitens des dafür engagierten, aber nicht so richtig ambitioniert scheinenden Paré als einzigen Bodyguard, der sich gerne offen auf dem Präsentierteller hinstellt und scheinbar gar nicht mehr laufen kann und verstecken auch nicht, und wechselnd Attackierenden. Erst ein Zwei-Mann-Team aus Bewacher und einem Chemiker, der eine Überdosis applizieren und vortäuschen soll, dann ein halbes Dutzend Söldner im Tarnfleck und dem Schnellkaliber, plus ein Scharfschütze (und Nahkämpfer mit Bruce Lee-Geräuschen) im Showdown, der die Villa unter Beschuss nimmt: Hoher Munitionsverbrauch ist da gegeben, da keiner so richtig trifft und die meisten Kugeln irgendwo in der Pampa verstreut werden, Trefferwirkung bei den vielen umher stehenden verblichenen Vehikeln, die (selten mal) als Deckung genutzt werden gibt es keine, ab und an wird ein derber Splattereffekt (bei einem Kopfschuss bspw., oder einem erst heraushängenden und dann abgerissenen Augapfel) eingeworfen, was mit zu dem Markenzeichen des Regisseurs gehört. Ein paar Einfälle hat die Kamera, First-Person-View, Third-Person-View, Nachtsichtperspektive, eine nachvollziehbare räumliche Darstellung des Ganzen wird allerdings nicht geboten, und Bewegungen sind entweder nicht vorhanden oder werden in Zeitlupe festgefroren und konserviert.

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