Die verrückten Japaner...
Die schufen schon so ziemlich alles, was Monster angeht, nur um mindestens zwei ihrer Art in einem wilden Finale dann aufeinandertreffen zu lassen. Willis O´Brien, Schöpfer des guten alten King Kongs in den 30ern, brachte die Idee ins rollen, eine übernatürlich große Variante des Frankenstein-Monsters gegen King Kong ins Rennen zu schicken. Die Idee ging durch die japanischen Studios, bis Toho das ganze visualisierte, allerdings mit Godzilla, der gegen King Kong antrat. Doch keine Sorge, Japan wäre nicht Japan, wenn sie nicht auch Frankensteins Monster eine Chance geben würden.
So bekommen wir die Geschichte von Frankenstein, dem im späten zweiten Weltkrieg das Herz des Frankenstein-Monsters von Soldaten entnommen wird, die das Ding nach Japan kutschieren. Das besondere an dem Herzen: Es hört nicht auf zu schlagen. Gerade, als japanische Wissenschaftler in Hiroshima (ahnt es schon einer?) mit dem Experiment anfangen wollen, schlägt auch die berüchtigte Atombombe ein. Fünfzehn Jahre später wird in jenem Krankenhaus dann schon wieder gearbeitet (was ich ehrlich gesagt nicht richtig glauben kann).
Dr. Bowen und seine holde Sueko bekommen mit, dass sich in der Nachbarschaft ein komischer Junge rumtreibt, der Hunde und Kaninchen zerfleischt. Man fängt den urhässlichen Knaben dann in einer Höhle am Strand und untersucht ihn. Niemand weiß, woher der Bursche kommt, bis der Kommandant, der damals das Herz nach Japan brachte, Licht ins Dunkel bringt. Durch die Atomstrahlung ist aus dem Herzen des Monsters ein Mensch (!!) enstanden und hört auch nicht mehr auf zu wachsen. Das Wesen (das von allen Frankenstein genannt wird) ist aber nicht das einzige Problem, denn wenig später taucht auch noch das Erdvieh Baragon auf.
Wer auf japanische Monsterfilme dieser Zeit steht, wird um dieses Werk nicht rumkommen. Obwohl wieder nur ein und dieselbe Geschichte erzählt wird, mit einigen kleinen Anleihen aus dem amerikanischen Kino. Die erste Hälfte des Films befasst sich mit der Frage, wer oder was dieser Frankenstein ist. Die Kreatur selbst ist herrlich absurd. Kennt man das Monster als stämmigen Klotz mit leerem Blick und schlurfenden Gang, wird uns hier Spargeltarzan in seiner Vollendung präsentiert. Ein kleiner, schmächtiger Japaner mit sichtbar gestellten Gesichtsdeformierungen, einer abscheulich großen Zahnlücke und der Frankenstein-Gedächtnisfrisur Baujahr 1931.
Das Vieh wächst nun unentwegt (was ganz anschaulich dargestellt wurde) und kommt schlussendlich in die Freiheit, wo es sich gleich in die Wälder verkrümelt. Aber da wäre noch die typische japanische Spielzeugarmee, die wie immer im letzten Moment einschreiten muss. Wenn später erstmal Baragon auftaucht, fühlt sich das Kind im Manne wie im Spielzeugladen. Baragon ist eine Puppe mit Segelohren und leuchtenem Horn, welches ich vielmehr niedlich als schrecklich empfand. Wenn unser aller Lieblingsmonster dann auf den Urzeitdinosaurier trifft, geht auch das Wrestling los. Meine Höhepunkte sind jene Momente, in denen der Saurier wie ein Wurfgeschoss auf Frankenstein zufliegt. Aus dem Stand so zu springen muss man erstmal hinkriegen!
Das ist schon alles unterhaltsam, aber trotzdem lächerlich. Die ernste Note wird nur durch die Schauspieler getragen, allen voran Nick Adams als einziger Nicht-Japaner (der bei ihnen wahrscheinlich Quoten-Ami genannt wird) versucht hier schauspielerische Fähigkeiten einzubringen, was aber angesichts der urkomischen Monsterszenen eher ins Gegenteil umschlägt. Mehr als sonst wird hier auch alles mittels Puppen dargestellt. Frankenstein will ein Wildschwein fangen, welches aussieht wie zusammengebastelt, Baragon selbst zertrampelt ein Spielzeugpferd. Trotzdem kommt aber kindische Freude auf, wenn diese beiden Monster alles mögliche kaputt machen.
So gesehen macht "Der Schrecken mit dem Affengesicht" (typischer deutscher Titel jener Zeit) auch mächtig Spaß, obgleich die ein oder andere Länge dem Film das Tempo nimmt. Einige Dinge sind visuell sogar noch relativ anschaulich (wie die abgetrennte Hand Frankensteins, die noch weiterlebt), andere eher nicht. Und das japanische Originalende, was in Deutschland rausgeschnitten wurde, ist der Brüller. Da kommt plötzlich ohne jeden Bezug ein Riesenkraken angeschnoddert und zieht Frankenstein nach fünf Minuten Kampf ins Meer. Der Kraken sieht gut aus, aber... ach was meckere ich, es ist echt lustig.
Fazit
Unterhaltsame Monstershow, die man natürlich nicht wirklich ernst nehmen kann und nicht das beste darstellt, was Japan damals ins Kino brachte. Trotz der teils liebevollen, teils absurden Effekte ohne jeden Zweifel ein unbeschwerter Spaß.
4/10