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Stirb langsam - Verschnitt aus der zweiten Reihe, der weniger durch seine durchaus bekannte, aber eher klanglose oder auch belanglose (Casper Van Dien?) Besetzung gewisse Aufmerksamkeit generiert hat, also durch die stets brauchbare und allseits verkaufbare Prämisse selber sowie den günstigen Startzeitpunkt und letztlich auch durch den erstaunlich vielversprechenden Trailer selber. Ein gelungenes Marketing und eventuell auch ein gelungenes Produkt, was ja zu hoffen wäre für den Zuschauer, der die letzten Wochen durchaus Angebote aus der Riege der B-Action und C-Action hatte, aber bis auf einen gewohnt soliden Adkins (Debt Collector 2 und Legacy of Lies + Seized) sonst nicht viel als Empfehlung überblieb.

Als der Secret-Service Agent Vic Davis [ Ryan Phillippe ] seinen Sohn Sean [ Jack Griffo ] über die Weihnachtsfeiertage vom sowieso schließenden College abholen will, gerät er in die versuchte Entführung der jungen Erin Walton [ Lexi Simonsen ] durch die Mannen (und Frauen) um Baby Face Davis, aka "The Driver" [ Casper Van Dien ]. Dieser soll im Auftrag von CIA Director Phillips [ Richard Burgi ] die Geisel, welche nicht zufällig die Tochter von Supreme Court Justice Walton [ Randy Charach ] ist, als Druckmittel für eine geplante Änderung des 2. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten einsetzen.

So richtig 'filmisch', also 'kinoerhaben' ist die Vorgeschichte als Einleitung für den Waffengang nicht, darstellerisch schwankend zwischen mau und drüber, im Ton jeweils etwas merkwürdig, dazu eher blasse und aufdringlich nahe Bilder, die abseits einiger Panorama- und/oder Drohnenaufnahmen von dem L.A. hier schon die Einschränkung der Produktion vorwegnahmen und offenbaren, dass das ganz große Geld hier nicht drin steckt. Mitten im Wahlkampf angesiedelt werden immerhin einige aktuelle Themen angeschnitten, die NRA, das verfassungsmäßige Recht auf Waffen, die Proteste dagegen, die sich nicht nur aus vorhergegangen Attentaten an Schulen speisen, 'Befürchtungen' oder auch Ausreden aufgrund von internationalen oder auch nationalen Bedrohungen, die für die Möglichkeit zur Selbstverteidigung (oder auch der voreilenden Selbstjustiz) sprechen usw. usf., dazu ein Politiker, gespielt im Cameo von William Katt, der während einer Bombendrohung nur deswegen sitzen bleibt, weil die junge Reporterin vor ihm nicht nur jung, sondern auch hübsch ist und er entsprechend einnehmend reagiert und ihr ein Treffen auch anschließend anbietet.

Eines davon findet tatsächlich statt, nämlich die lokale Gefahr, der Feind aus dem eigenen Hause und der Angriff von innen. Was im Trailer aussah, wie der Showdown ist hier übrigens die Einleitung, die Pre-title, das Massaker auf der nächtlichen Straße, in der ein Fahrzeug quer über den Asphalt katapultiert wird, der Granatwerfer einschlägt und eine trockene Schießerei ausbricht; zumal dann einer der Angreifer noch selbst in Brand gerät und eigens in die Luft fliegt.
"You've become quite an obstacle, mister. But we're working on that. But I can assure you, you're surrounded by a team of highly trained operatives. All signals--wi-fi, radio, CB--have been jammed. I'm giving you five minutes to exit the building. It may not seem like an act of kindness, but I promise you, it most certainly is."
"You should have had your package and been out in two. Fuckin' amateur."

Wessen Geistes Kind man ist, nämlich eher so Früh-Neunziger-Jahre, eine Variation der anderen Varietäten von Demolition High, Cracker Jack oder No Contest, sieht man dann spätestens beim eigentlichen Aufbau, der recht hanebüchen gehalten, aber so schon wieder stimmig zu den Kollegen von damals und eigentlich als Schritt in die Vergangenheit, als Retrofilm auch ganz willkommen und auch wissend darum und sich nicht allzu ernst nehmend ist. Da schaltet ein Mann ganze Polizeischwadronen aus, im Nahkampf wohlgemerkt, sind auch ein paar hormonell gestaute Teenager und insgesamt eine illustre Truppe an Geiselnehmern an Bord, darunter ein russisches Stehaufmännchen ("I ate a man in gulag. Makes it seem like kindness compared to what I do to you!"), selbst Weihnachten steht vor der Tür und das College hier sieht aus wie das letzte Vierteljahrhundert eingefroren und so konserviert; isoliert ist es zudem, da wird die halbe Nacht geballert, ohne das es jemand stört. Die Dialoge sind nicht auf den Mund gefallen und visuell ist man schnörkel- und zeitlos und ohne Flair. Das macht den Film sympathisch und das macht ihn nicht verkehrt.

"We heard you were dead!"
"No, they just gave me a workout."
Ein Katz-und-Mausspiel wird angeleiert, das Gebäude hat zwar mehrere Etagen, ist aber nicht riesig, hier und da ein paar abgetrennte Räume wie das Gym oder die Bibliothek, aber ansonsten nur den Fahrstuhl und die Gänge selber plus die Treppen, wenig Chance zu entrinnen, aber viele Möglichkeiten für viele Konfrontationen, die dann auch zeitnah und regelmäßig anstehen und wo Ryan Phillippe – der immer noch aussieht und wirkt wie der größere Bruder der Geschichte und nicht wie der Vater – seine Erfahrungen vor allem aus der Fernsehserie Shooter zeigen kann und dies hier auch als Produzent der Angelegenheit mit in den Ring bringt. Da wird sich durch Pappwände geprügelt, mit Hanteln duelliert, mit dem Welleneisen gekämpft und Bomben in Aufzügen platziert. Größere Einlage sind natürlich außen vor, es geht zwar später auch noch mal in einer Hetze auf die Straßen und wird dort in einem Tunnel ein kleines Inferno veranstaltet, in stehende Fahrzeuge gefahren und die Karosserien demoliert, ist das Prozedere aber sichtlich klein und dafür auch übersichtlich in der Inszenierung gehalten, die Actionszenen sind nachvollziehbar und der (unerfahrene) Regisseur vertraut auf praktischen Effekten (wie Blutpäckchen und einem Feuerstunt) und der eifrig-bodenständigen TV Crew, die er mit sich bringt, und nicht der Nachhilfe allein durch CGI, die Kamera und Schnitt.

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