Bevor die Knarren mit den Rosen ihre Paradise City welterfolgreich besungen haben, waren es Oliver und seine Zwiebeln, die den Soundtrack zu Enzo G. Castellaris Western Zwiebel-Jack räumt auf schrieben, der in einer derartig benannten Ortschaft spielt. Die Fans stellt der Film vor die Frage, ob sie lachen oder weinen sollen. Castellari, selbst mit dem Western tief verwurzelt, inszeniert den Ur-Django Franco Nero auf eine Weise, wie man sie im Kontrast zum nihilistischen Meisterwerk Keoma kaum für möglich halten will. Zudem hatte das Duo Castellari/Nero doch gerade in Tote Zeugen singen nicht und Ein Mann schlägt zurück das Talent zu ernsthaften Actionthrillern bewiesen.
Mit seinem hier umwucherten Donnerbalken im Gesicht jongliert Franco Nero seine Früchte klaumaukig von Thomas Danneberg synchronisiert durch erdölreiches Gebiet. Kommentiert wird er bei Gelegenheit durch seinen Schimmel Archibald, der vom für die deutsche Fassung verantwortlichen Rainer Brandt intoniert wird. Es geht erfreulich wenig um Flatulenzen, jedoch macht Castellari schnell klar, daß in Zwiebel-Jack räumt auf keine Station zwischen den Öl-Filmen Giganten und There Will Be Blood zu suchen ist. Viel mehr geht es um eine kurz gehaltene Blödelshow, in der oftmals unter Manipulation der Abspielgeschwindigkeit frei nach alten Slapstick-Routinen gearbeitet wird.
Wirkt Zwiebel-Jack räumt auf am Anfang etwas verwirrend zusammengesponnen, so sorgen konzentrische Kreise immer gleicher Grundthemen dafür, daß ein noch so bekifftes Publikum versteht, wie Jack nur sein Gemüse in fruchtbaren Boden befördern will. Während dies auch als sexuelle Anspielung zu verstehen gewünscht ist, sorgt ein messingfarbene Gartenkrallen tragender Bösewicht, in dessen Gefolge sich stets eine zum Butler degradierte Führerfigur schmiegt, für schmierige Ergüsse fossiler Brennstoffe.
Stellenweise ist Zwiebel-Jack räumt auf auf diese Art subextuell erstaunlich politisch in seiner so einfach wirkenden Hau-Drauf-Mentalität, die immer wieder profan über den Rücken Homosexueller nach Pointen schürft. Warum das alles sein mußte, kann heute vermutlich kein Mensch mehr erklären. Genauso wie der Erfolg einiger sonnig-südlicher Komödien ein nicht mehr rekonstruierbares Phänomen zeitgenössischer Natur ist, stolpert man in Zwiebel-Jack räumt auf mindestens so oft über Fallstricke, wie man treffliche Witze zündet.
Gleichwohl stehen Treffer, wie man sie in einem Italo-Western erwarten würde, hinten an. Enzo G. Castellari konzentriert sich so übermäßig auf das komische Moment, daß die in den Vorjahren abgestorbenen Genrestandards kaum noch zu erkennen sind. Da waren Martial Arts Crossover im Stil von Der Mann mit der Kugelpeitsche oder der mit Gialloreferenzen gespickte Sarg der blutigen Stiefel noch deutlich verdaulicher.
Wer in Franco Neros Spiel Ähnlichkeiten zu den Auftritten Terrence Hills entdeckt, freut sich über dessen spätere Rolle als Lucky Luke, wo die alte Keule nun seinerseits mit einem Schimmel zu parlieren hat. Wenn muskulöse Motorradtruppen im Kampf um das Öl zum Einsatz kommen, so scheint es jedoch auch, als habe Enzo G. Castellari den Endzeitfilm, den zu kopieren ihm Jahre später vorgeworfen werden müsste, hier selbst ins Leben gerufen. Selbst die Röhrenfunktion der Mariobrüder nimmt hier seinen Ursprung und auch der Abschlußlacher hat im Grunde Silent Bob erfunden, wenn der gnädige Zuschauer denn hier noch zu eigenen Späßen aufgelegt und nicht um Augenspülung winselnd der Partei Zwiebeltreuer Christen beigetreten ist.