Chan Yiu Cho [ Jordan Chan ] kommt nach 12 Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis; für eine Tat, die nicht er begangen, sondern nur seine besten Freund Chan Kai Dik [ Patrick Tam ] gedeckt hat. Von diesem will er jetzt zwar nichts mehr wissen, vor allem auch weil Dik weit oben in die Hirarchie aufgestiegen ist und damit kein gutes Umfeld für jemanden darstellt, der sich regelmässig beim Bewährungsausschuss melden muss. Dennoch lässt er es sich nicht nehmen, mit Diks Finanzen den Traum vom eigenen Restaurant zu erfüllen. Er stellt Jack [ Chapman To ], einen jungen, unerfahrenen Triadenspund als Angestellten ein und freut sich schon über die ersten Kunden, als Dik seine unangenehmen Geschäfte ins Haus verlagert.
Bloodshed – Filme sind auch sicherlich deshalb so rar geworden, weil man alle Geschichten schon einmal erzählt hat; abgesehen davon, dass die Regisseure, die sich mit dem Thema auskannten entweder die Genres gewechselt haben oder gar nicht mehr tätig sind.
Marco Mak ist zwar schon seit Ende der 70er im Filmgeschäft, hat mit diesem Bereich selbst als Editor kaum Erfahrungen gemacht; weswegen es verwundert, wieso er sich nach seiner Berufung auf den Regiestuhl ab 2000 so verhältnismässig vehement darauf stützt: The Blood Rules, Cop on a Mission, Replacement Suspects, Colour of the Truth, Set to Kill und eben auch The Wall kann man zu diesem Kreis zählen; einige sind sicherlich besser gelungen, aber andere verfehlen eindeutig ihr Ziel.
Ausserdem muss man bei ihm leider konstatieren, dass das verfügbare Budget meistens eher niedrig angesetzt ist; was man dann auch offenkundig sieht und neben weiteren Faktoren nicht gerade für eine berauschende Produktion sorgt.
Ausserdem kann Mak nicht schreiben, was man schon bei Replacement Suspects gemerkt hat; hier wie dort hat er mit Simon Loui einen Co – Autor als Mitarbeiter, der sich sicherlich durch fleissigen Konsum in der Filmgeschichte auskennt, aber dann auch nur daraus zitieren und zusammenbasteln kann. Also bekommt man entweder ein komplettes Ripoff eines bereits bestehenden Filmes geboten oder die Wiederaufbereitung mehrerer inhaltsähnlicher Werke; jedenfalls wird bereits im Drehbuch sowenig Spritzigkeit wie möglich festgelegt und Bekanntes nur noch einmal nacherzählt.
Wenn man will, kann man bei The Wall in die 80er und damit die Hochphase des Genres zurückgehen und dort nachschauen, wie oft jemand aus dem Gefängnis kam, neu anfangen wollte und letztlich wieder gegen seinen Willen in die alten Geschäfte geriet. Man kann allerdings auch in jüngster Vergangenheit bleiben und stösst dort nur 1 Jahr zuvor auf Goodbye, Mr. Cool, in der Ekin Cheng diesen Typen verkörperte und damit auch wie eine reife, erwachsene Version seiner Young & Dangerous Figur Ho Nam wirkte.
Dasselbe Grundschema gilt auch für Maks Film und schlauerweise – oder frecherweise, je nach Standpunkt – nutzt er nicht nur diesselbe Ausgangsidee, sondern auch Chengs Mitstreiter Jordan Chan, der in den Y&D Filmen als Chicken aus der zweite Reihe für Furore sorgte. Dies bleibt dann auch fast der einzige gute Aufhänger, denn Chan wirkt hier wirklich dem Geschehen entwachsen und damit komplett fehl am Platze. Er gehört nicht mehr dazu.
Sein frisch aus dem Gefängnis entlassener Cho hat mit seinem früheren Leben abgeschlossen, er bedauert die verlorenen Jahre und er hat den unbedingten Willen, nicht mehr die gleichen Fehler zu machen. Er will nachholen, was er verpasst hat und dies auf eigenen Füssen, mit eigenen Mitteln. Will frei beweglich sein, hingehen wann und wohin er will, niemandem Rechenschaft schulden und auch gar nicht andersrum irgendwie für jemanden das Vorbild sein oder sich überhaupt an jemanden binden. Gar kein Kontakt haben mehr zu früher, sondern nur in die Zukunft schauen. Das er kaum Geld hat, ist ihm egal und dass er mit Obdachlosen in einem Schlafsaal nächtigen müsste auch; ist schliesslich kein Unterschied zu den letzten Jahren.
So besucht er nur seine Schwester [ Amanda Lee ], aber eben nicht seinen damaligen besten Freund. Er bekommt sicherlich die Geschäfte um ihn herum mit; Jack nimmt ihn ja bei der Abhole aus dem Gefängnis gleich auf seine Art der Spritztour, wo der er den Schulkindern ihr Taschengeld abnimmt. Aber Cho beobachtet das Geschehen nicht mal, registriert es nur und hält sich raus. Als sei er gar nicht da und es würde ihn nichts angehen. Tut es ja auch nicht. Eigentlich.
Doch er steht von Beginn an wieder viel zu sehr in dem alten Netz drin; seine neuen und alten Kontakte zusammen ergeben ein Gerüst, dass ihn analog zu der Handlung einkreist:
Jack erledigt die Dinge zwar in Chos Gegenwart, will ihn allerdings selber auch komplett aussen vorlassen. Will seine Angelegenheiten ebenfalls allein regeln, kann dies aber nicht. Er muss nicht nur mit wenig Geld auskommen, sondern hat gar keines, sondern nur Schulden bei anderen. Wo er aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln auch gar nicht herauskommen kann, da ihm schlicht die Fähigkeiten und damit Möglichkeiten dazu fehlen. Cho nimmt ihn unter die Fittiche, gibt ihm einige Tipps und mit der Anstellung die Chance auf ein normales Leben.
Dik dagegen hat alles, aber will dies nicht ohne Cho. Er würde gut ohne seinen alten Freund zurande kommen; hat es schliesslich über die Jahre alleine bis fast ganz nach oben gebracht. Aber er will nicht ohne.
Diese Konstellation braucht auch nicht aufgebaut werden, dass sie von dem ersten Blick an klar ist; zumindest wenn man sich mit derlei Werken speziell und mit Filmen allgemein etwas auskennt. Darüber hinaus passiert nämlich auch nicht viel, andere Personen und ihr Einfluss sind von vornherein sehr knapp gehalten und beschränken sich immer auf die Wiedergabe eines vorgefertigten Subjektes. Also Chos Freundin San [ Cherrie Ying ] zum Beispiel; die natürlich genau dann in die Geschichte hineinwandert, nachdem man in seiner Gegenwart das erste Mal über Zukunft und Familie geredet hat. Und natürlich ist diese dann auch hauptberuflich die Konkubine vom örtlichen Obergangster Fong San Nam [ Sek Sau ], dessen Sohn James [ David Lee ] ebenfalls Ambitionen auf die Vorherrschaft hat und dazu noch jedem Rock nachsteigt.
Auch die nächsten Störfaktoren warten bereits wie bestellt und nicht abgeholt auf ihren Auftritt [ Simon Loui als unangenehmer Sergeant Ma Kai Ming u.a. ]; sowieso sieht man den Personen direkt ihre storytechnische Funktion an. Überraschungen gibt es demnach keine; Mak bebildert auch nur die Vorgänge und legt weder Wert auf Plottwists noch Tempo. Auf der einen Seite weist der Film so eine von vornherein eher gedrückte, schwermütige Stimmung auf, die bereits zielgerichtet aufs Ende zusteuert und zwischendurch nur so tut, als würde sie Umwege machen. Auf der anderen wirkt der Ablauf aber sehr trocken, behäbig und abgeschmackt, was nicht nur an schlechten Darstellern, viel Essen, wenig Bewegung und der Verlagerung auf Dialoge liegt. Gottseidank hat man wenigstens teilweise etwas auszusagen; beim Prolog stellte man nur einen zusammenhanglosen Wortschwall in den Raum, der einzig dadurch auffiel, dass er den verstorbenen amerikanischen Präsidenten „Kennadi“ zitierte. Und das auch noch falsch.
Wenn wenige Minuten vor Ende der erste Schuss fällt und dann doch tatsächlich jeweils ganze zwei Magazine leergepumpt werden, hat man die Hoffnung auf so etwas wie Colour of the Truth oder wenigstens Colour of the Loyalty schon seit fast 85min aufgegeben. Stattdessen bekommt man die no budget Aufnahme einer mittlerweile sehr durchgekauten Storyline geboten, die sich nicht nur im Anspielen des Jordan Chan Titelliedes ständig wiederholt.
3.5/10