Review

Falsche Franchiseabzweigung


„Wrong Turn“ ist eine gerade unter den deutschen Gorehunden erstaunlich beliebte Reihe, auch wenn einige der späteren Ableger unter objektiven Maßstäben schon richtig weh tun konnten. Und das leider nicht nur aus den richtigen Gründen. Korrekt also, nun einen kompletten Neustart zu wagen? Oder kehrt das hippe und chice Reboot zu weit vom Weg ab? In jedem Fall müssen sich auch in diesem Jahrzehnt junge, städtische Erwachsene in einem Wald gegen sie jagende Gestalten zur Wehr setzen und werden durchaus übel massakriert - doch da enden auch schon fast alle Gemeinsamkeiten mit den Hinterwäldlerschlachtplatten vergangener Tage…

„The Hike“. „The Departure“. Oder eben nur „The Foundation“. Alles Titel, die dem neuen „Wrong Turn“ besser gestanden hätten. Doch man entschied sich in gewissem Maße für Etikettenschwindel und eingeplante Fanwut. Denn als „Wrong Turn“ versagt dieser Film massiv. Als eigenständiger Backwoodterror hat er seine Macken, ist aber noch völlig brauchbar. Nur spielen Titel und Erwartungshaltung eben doch eine entschiedene Rolle… „Wrong Turn: The Foundation“ macht also grundsätzlich einiges falsch, eher in der Metabeziehung. Für manche macht er vielleicht auch alles richtig, augenzwinkernd und frech sogar mit einem Zitat auf Inzuchtkannibalen zu verzichten. Aber für die meisten ist damit schon die Bausubstanz schimmelig. Doch der Film macht meiner Meinung nach auch alleinstehend noch genügend Fehler, um ihn nicht allzu sehr empfehlen zu können. Er zieht sich und hat kein Recht über 100 Minuten zu gehen, einige Nebenschauplätze sind unnötiger als ein Kropf. Noch dazu strömt von den Bösen nicht wirklich Gefahr oder Grusel aus, die Figuren sind von Beginn an austauschbar oder gar unsympathisch und optisch ist das oft ein schattiger Murks. Hipster gegen Hinterwäldler ist noch dazu grundsätzlich jetzt auch kein Novum, um es sportlich auszudrücken. Andererseits muss man ihm auch individuelle Stärken und Mut zugestehen. So hat die Herangehensweise das Thema „falsche Abzweigung“ eher gesellschaftlich und amerikanisch zu interpretieren schon Eier, einige Gewaltspitzen haben es in sich und größtenteils wird alles humorlos und fast nihilistisch noch bis in den Abspann heruntergespielt. Ein paar feine Coversongs obendrauf und fertig ist eine gut produzierte und nett gedachte Enttäuschung. Thema verfehlt - aber nicht komplett ohne rettende Akzente. 

Fazit: den Namen nicht wert, zu viel Spielzeit verzehrt, die Figuren verkehrt, die Gewalt nur begehrt und sich nicht richtig vermehrt - „Wrong Turn“ von 2021 wird Fans deutlich verärgern und normale Gucker ziemlich langweilen. Selbst wenn die Absichten vielleicht mal brauchbar waren, ein paar Spitzen fies sind und das Ganze durchaus hochwertig ausschaut. „Deliverance“ trifft „The Ritual“ trifft „The Village“. In mittelmäßig. Nur kein „Wrong Turn“. 

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