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Eine filmische Versöhnungsgeste

Vorweg stellte sich bei einer Fortsetzung zu dem kultisch verehrten „Ghostbusters" eine Frage: Was will denn eine Filmfabrik, die einem Filme wie „Deadpool" als unkonventionell und andersartig verkaufen will, aus einem über 35 Jahre alten Film herausholen, um etwas zu kreieren, das heute mehr als die bloße Daseinsberechtigung stumpfer Unterhaltung hat? 


Nun, „Ghostbusters - Afterlife" hatte ganz offenbar eine vollkommen andere Prämisse als alle sonstigen Aufgüsse, die heutzutage die Buchhalter und Aktionäre der letzten großen Filmstudios zufriedenstellen sollen. Zwar haben wir es mit einem einigermaßen spannend erzählten Unterhaltungsfilm zu tun, allerdings hat man das Gefühl, als wäre es den Verantwortlichen mehr daran gelegen, den für sie persönlichen Zugang zum Stoff in den Mittelpunkt der Produktion zu stellen.  

So scheint es, als wäre es Ivan Reitmanns Sohn in erster Linie darum gegangen, doch noch eine bereits vertane Chance zu ergreifen und Bill Murray und den verstorbenen Harold Ramis Jahre nach dessen Tod gemeinsam vor die Kamera zu bringen, um die Geister ein für alle Mal ruhen zu lassen. Und ebenso hat man den Eindruck, als wäre dies auch Bill Murray wichtig gewesen, der mit seinem Weggefährten Ramis zwei Jahrzehnte gebrochen hatte. Ansonsten ist ein so sentimental ausgelegtes Ende für den Film inklusive Murray, Akroyd und Hudson und einer digitalen Erscheinung von Ramis kaum zu erklären. Bereits die Mitwirkung Bill Murrays in diesem Umfang spricht dafür, da der feine Herr sich ja bekanntlich für Fortsetzungen eher wenig begeistern kann.

Diese Versöhnung post mortem erscheint also als Dreh- und Angelpunkt für die Produktion, die außer diesem Aspekt eine unerwartet ruhige, aber sorgfältig erzählte Geschichte um eine familiäre Zusammenführung bietet und somit folgerichtig das Innere mit dem Äußeren verbindet. Dabei wird pflichtbewusst das übergroße Vorbild von 1984 zitiert, die Fortsetzung von 1989 ignoriert (wie es heutzutage fast schon üblich ist) und ausreichend Wert auf die Ausarbeitung der neuen Figuren gelegt, die so lange im Mittelpunkt des Films stehen, bis sich ganz zum Schluss die alte Garde in Montur schmeißt.  

Natürlich gibt es einige Schauwerte, Geistererscheinungen und Action-Szenen, die gemeinsam mit dem gelungenen Score an das große Vorbild anknüpfen. Jedoch merkt man dem Film an, dass hier das für Sequels übliche Höher, Schneller, Weiter hinter dem selbsttherapeutischen Ansatz bewusst zurückstecken muss.    



Fazit 

„Ghostbusters - Afterlife" erweist sich als ein nachträglich eingelöstes Versprechen von Reitman, Murray und Akroyd, das weniger an die Fans des Originals als vielmehr an sie selbst gerichtet zu sein scheint. Gewissermaßen verabschieden sich hier die Weggefährten sieben Jahre nach dessen Ableben von Harold Ramis. Das Gerüst, auf dem dieser Abschied aufbaut, ist dabei aber durchaus gelungen, überzeugt mit zumeist sympathischen Figuren und kommt angenehm zurückhaltend daher. 

In seinem fünften Akt wird „Ghostbusters: Afterlife" dann aber final zur persönlichen Geste und die realen Personen und ihre Beziehungen drängen zum Schluss die Figuren des Films in den Hintergrund. Ungewöhnlich.    

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