iHaveCNit: Benedetta (2021) – Paul Verhoeven – Capelight Pictures
Deutscher Kinostart: 02.12.2021
gesehen am 01.12.2021 in OmU im Rahmen der Spotlight-Sneak der Arthouse-Kinos Frankfurt
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 04.12.2021
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 20:45 Uhr
Bei manchen Filmen entfaltet sich etwas vor dir auf der Leinwand, bei dem du anfangs überhaupt noch nicht weißt, wie du damit umgehst und was du davon hältst. Unabhängig davon war ich nach der ersten Sichtung von Verhoevens neuem Film „Benedetta“ positiv angetan von dem, was ich da gesehen habe – konnte es aber noch nicht in Worte fassen, da der Film einige Tage und auch eine zweite Sichtung gebraucht hat. Desweiteren ist der Film, da er durchaus im religiösen Sektor unterwegs ist für mich als jemanden, der eher unreligiös ist, nicht so greifbar und zugänglich gewesen – oder eignet sich für einen guten Blick auf dieses Werk auch die eher unreligiöse Sichtweise ?
Die junge Benedetta Carlini wird im 17. Jahrhundert von ihren Eltern in das Kloster der italienischen Kleinstadt Pescia gebracht, um dort das Leben einer Nonne zu führen. 18 Jahre später scheint sie Visionen von Jesus zu haben und Stigmata zu empfangen. Die Visionen und die Stigmata verstärken sich, als die jüngere und für Benedetta sehr reizvolle Bartolomea ihren Weg ins Kloster findet und Benedetta immer wieder in Versuchung führt. Die verstärkten Visionen und Stigmata führen sogar zu einem Umbruch der Machtverhältnisse innerhalb des Klosters, so dass die bisherige Äbtissin Felicita von Benedetta abgelöst wird und sich scheinbar die Frage stellt, ob die Visionen, Wunder und Stigmata mehr Schein als Sein sind.
Der ein oder andere könnte sich sicherlich an den sehr provokanten und anstößigen Darstellungen im Film stören, die zum einen fast voyeuristisch und pornografisch beziehungsweise zum anderen fast trashig anmuten, aber das passt zum sehr kritischen und satirischen Ton des Films, der es auch passenderweise offen lässt, ob es sich um Schein oder Sein handelt. Interessant ist auch die Einbindung und Kombination von Themen wie sexueller Befreiung, das Wesen des Glaubens und der Missbrauch von Machtstrukturen innerhalb der katholischen Kirche – und die kritische Betrachtung ebendieser Themen. Visuell ist der Film großartig ausgestattet und auch inszeniert worden. Bei den Darstellungen haben mir vor allem sowohl Virginie Efiras Benedetta, Daphne Patakias Bartolomea und Charlotte Ramplings Felicita gefallen. Insgesamt ein Film der mir gefallen hat und der sicherlich auch noch lange diskutiert werden könnte – bei dem ich aber auch die Leute verstehen kann, die ihm eher weniger etwas abgewinnen können.
„Benedetta“ - My Second Look – 9/10 Punkte.