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50 Babes of J


„Benedetta“ führt den reizenden Holland-Altmeister Paul Verhoeven in das katholische Kinosperrgebiet zwischen „Blau Ist eine Warme Farbe“ und dem eigenen „Flesh + Blood“. In seinem lesbischen Mittelalterdrama auf wahren Begebenheiten kommt eine attraktive Nonne mit einer neu angekommenen Novizin in sexuelle Versuchung - und wird währenddessen zu einer Art christlichen Gallionsfigur als plötzlich auch noch Stigmata auftauchen und sie scheinbar mit Jesus höchstpersönlich in Kontakt steht. Doch nicht nur der cleveren Ordensmutter kommen Zweifel. Lesbische Sünderin, Hochstaplerin, Heilige? Entscheidet selbst… Von allem etwas? 

Im Namen der Knospe

Ganz große, geschichtsträchtige und dennoch in gewisser Weise (positiv) exploitative Kunst. Nicht weniger ist „Benedetta“, den man von nun an gut und gerne als Königsstuhl seiner frivolen Richtung nennen darf. Aufreizend und vielschichtig. Noch immer etwas skandalös und Hardcore-Christen protestierend auf die Straße lockend, wenn sich etwa mit einer abgerundeten Maria-Holzstatue genüsslich zum Höhepunkt getrieben wird. Hammer Schauspielkino ist es auch noch. Vor allem Efira und Patakia spielen in jeder Beziehung maximal hingebungs- und aufopferungsvoll. Aber natürlich sagt man auch zu einer Charlotte Rampling nie nein. Die Kostüme und Sets sind authentisch und ansehnlich. Der Score und vor allem das Main Theme ist erhaben, episch, einer der besten des Jahres. Gänsehaut vorprogrammiert. „Benedetta“ ist radikal, rebellisch und mutig, befasst sich trotz pulpiger Noten durchaus profund mit religiösen Fragen und Zweideutigkeiten, mit falschen Propheten und wahrer Lust wie Liebe. Ein ganz besonderes „Lecktorat“. Rund Sache und zwei exzellente, kurzweilige Stunden. Religionsunterricht war noch nie geiler. 

Fazit: Finger in Po, Nonnenklo! Ein moderner Nunsploitation-Klassiker. Und noch viel mehr als das. Eher die Donnerkuppel dieses Subgenres. Verhoeven lässt nicht nach und altert wie teuerster Wein. „Benedetta“ ist erotisches, erzürnendes und ergreifendes Kino im genialen wie genitalen Grenzbereich. 

P.S.: Und Horrorquark wie „The Unholy“, der mit einem ähnlichen Kernthema spielt, zeigt „Benedetta“ aber mal nach allen Regeln der Kunst wo die Betschwester die Locken hat! 

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