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Heutzutage dürfte „Kaktus Jack“ eigentlich allen Beteiligten peinlich sein. Hal Needham, bekannt für seine Cannonball- und Bandit-Filme, fabrizierte nämlich eine furchtbar alberne Westernkomödie, die sich im Stil der ewigen Looney Tunes bewegt. So wie Wile E. Coyote seinerzeit vergeblich versuchte den Road Runner zu jagen, will Schauspiellegende Kirk Douglas („The Vikings“, „Spartacus“) Arnold Schwarzenegger („Predator“, „True Lies“) um eine Kutsche mit einer Kiste voller Dollar erleichtern.

Aufgrund des infantilen Humors, der auch Slapstickabgründe nicht auslässt, kann man „Kaktus Jack“ von vorn herein eigentlich nur Comicfans oder interessierten Arni-Fans ans Herz legen, obwohl er hier eine etwas eigenartige Figur abgibt und noch vor seinem Durchbruch mit „Conan the Barbarian“ stand. Im Auftrag eines Freundes soll er zusammen mit Charming Jones (Ann-Margret, „The Train Robbers“, „Tommy“) zwecks des Ausgleichs von Schulden eine fürstliche Summe transportieren, was Kaktus Jack (Douglas) eben zu verhindern wissen will. Nach einem fulminant gescheiterten Banküberfall im Knast verweilend, bleibt Jack auch nichts anderes übrig, als auf eine Offerte einzugehen. Im Gegenzug für seine Freiheit wird er beauftragt das Vermögen abzuzweigen.

Wesentlich umfangreicher gestaltet sich die Handlung abgesehen von einer kurzen Exposition nicht und endet auch ein wenig eigenartig, soll auf diese Weise wohl aber bis zum Schluss den Comic-Charakter pflegen.
Arni selbst hat ein wenig mit seinem homoerotischen Touch zu kämpfen und wirkt ganz ulkig. Treudoof und von Grund auf ehrlich, steckt er ohne eine Miene zu verziehen in einem hautengen, hellblauen Cowboyanzug und schlägt sämtliche Avancen der männerhungrigen Begleitung aus. Thomas Danneberg versucht, noch ganz im Terence Hill-Modus, mit ein paar eingestreuten Kalauern dem Muskelpaket etwas Witz einzutrimmen, kapituliert angesichts der sonstigen Niveaulosigkeit aber auch irgendwann. In kurzen Passagen wird Arni seltsamerweise übrigens auch von wem anders synchronisiert.

Pointierten Witz kann man also mit der Lupe suchen und trotzdem nicht finden. Stattdessen warten alberne Einlagen des schusseligen Kaktus Jack, dessen einfallsreiche Fallen grundsätzlich zum Scheitern verurteilt sind, während das Gespann nur in Ausnahmefällen etwas von seinen hinterlistigen Aktivitäten mitbekommt. Da dieses Schema sich irgendwann auch ausreizt, beließ Needham es immerhin bei einer kurzen Laufzeit und verzichtet auf wie auch immer gearteten Handlungsballast.

Die Figuren sind dafür erschreckend doof und naiv gezeichnet. Dementsprechend gestalten sich auch die platten Dialoge. Das Gespräch um Arnis siebenschüssige Revolver, das im Nirgendwo hängen bleibt, ist ein schönes Beispiel dafür und auch das abrupte Finale mit seiner urplötzlich erzwungenen Entscheidung zeugt nicht gerade von Raffinesse.

Aber damit hatte „The Villain“ ohnehin nichts am Hut. Wenn sich im Zuge der ewigen Fehlschläge auch noch hilfsbereite Indianer dem Pechvogel Kaktus Jack anschließen, wird es spätestens gänzlich abstrus. Ich muss allerdings auch zugeben, dass der Film wenige gute Gags ab und an mal präsentieren kann. Das Pferd auf dem Klo ist beispielsweise so ein Kaliber.

Nichtsdestotrotz muss man sich als Zuschauer schon den kindlichen Humor bewahrt haben oder sich vorweg eine Kiste Bier reingepfiffen haben, um diese wirklich sehr infantile Komödie zu mögen. Kirk Douglas muss zu diesem Zeitpunkt wirklich in argen finanziellen Nöten gesteckt haben, dass er so eine Rolle annahm. Selbst die dezenten Anleihen an Morris’ „Lucky Luke“ können da nichts mehr retten.


Fazit:
Thomas Danneberg bemüht sich in der deutschen Synchronisation zwar teilweise noch ein wenig Wortwitz in die platte Westernkomödie zu prügeln, steht damit auf weiter Flur aber allein. Das Prinzip eines Comics real zu verfilmen, ging jedenfalls weitestgehend schief. Vielleicht aufgrund der namhaften Besetzung interessehalber konsumierbar, aber kaum etwas für unterhaltsame 80 Minuten. Der tollpatschige und unglückliche Kirk Douglas macht sich hier lieber komplett zum Affen, während Arni sich in seiner Rolle etwas unwohl fühlt. Aber in seinen folgenden Filmen sollte er dann ja auch weniger durch seine schauspielerischen Qualitäten auffallen. Die wenig hörenswerte Country-Musik und die antiquierte Tricktechnik besorgen den Rest. Sicherlich kein 2. Mal.

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