X-Men 2 (2003)

Die Unmengen an Lob, was für ein genialer Film im Allgemeinen und was für eine geniale Fortsetzung im speziellen X-Men 2 doch ist, kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Der Film leidet wie so viele andere an dem bekannten Forzsetzungssyndrom, größer, bunter, lauter. Klar Brian Singer hatte hier ein größerer Budget zur Verfügung, und er stockte die Laufzeit gegenüber dem Erstling um über eine halbe Stunde auf. Aber wozu nutzt er die gewonnene Zeit, hauptsächlich um mehr Action und Tempo in den Film zu quetschen.

Mir hat X-Men damals wirklich gefallen, vor allem weil er halt nicht versucht hat ein übertriebenes Popkornspektakel zu sein. Der Film hatte klasse Darsteller und wusste diese geschickt einzusetzen, die Action war sparsam aber klasse. Wenn ich die besten Szenen nennen sollte, würde ich an jene zwischen Wolverine und Rouge oder zwischen Xavier und Magneto denken. Brian Singer meinte, die Charaktereinführung wäre im ersten Teil erledigt, jetzt kann man es richtig krachen lassen. Gedankengang ist nachvollziehbar, aber ich fand halt gerade die Einführung der Charaktere im ersten Teil sehr gelungen. Alle Darsteller hatten ihre Momente. Im zweiten Teil fehlen die starken Charakterszenen fast völlig, Darsteller vom Kaliber Ian McKellen oder Patrick Steward werden mit minimaler Screentime verheizt. Und damit nicht genug, die neuen Figuren, die dazukommen bleiben völlig blass, der Nightcrawler ist klasse, hat aber außer in der Eröffnungssequenz kaum was zu tun. Lady Deathstrike kommt so gut wie ohne Text aus. Es mangelt an einer klaren Hauptfigur, das Ensemble wirkt arg überfrachtet. Ich prognostiziere mal für den dritten Teil, weitere neue Figuren verkraftet die Serie nicht. Weil nur in der Gegend rumstehen und aufs Stichwort die eigene Superkraft einsetzen kann es nun nicht sein.

Das Klang jetzt vielleicht etwas hart, aber ich wollte klar machen warum der zweite Teil vom ersten deutlich abfällt. Nichts desto trotz ist X-Men 2 ein klasse Fantasyspektakel, die Actionsequenzen sind großartig inszeniert, die Ausstattung ist sehr überzeugend und die Darsteller machen ihren Job allesamt klasse. Die Haupthandlung ist packend und besser gelungen als im ersten Teil, leider rückt der Konflikt zwischen Menschen und Mutanten etwas in den Hintergrund, soll heißen die Story ist zwar spannender als im ersten Teil, aber die Dramatik der Außenseiterthematik geht leider irgendwie verloren.

Fazit: X-Men 2 ist gehobenes Popkornkino ein Fest für Augen und Ohren. Leider fällt der Film in den Punkten Dramatik und Charakterentwicklung deutlich hinter dem ruhigeren ernsthafteren ersten Teil zurück. Eine sehr gelungene Comicverfilmung, aber nicht so gut wie sie von einigen gemacht wird.