Beachtliche Leistung: drei Jahre Wartezeit zwischen Teil 1 und Teil2 von den güldenen X-Men und die Filme sehen aus, als hätte man sie an einem langen Wochenende hintereinander weggedreht. Ist schon mal ein Gütesiegel für Regisseur Bryan Singer, der seinen Stil so korrekt beibehalten hat, daß man einen Kontinuitätsoscar verleihen könnte.
Das Positive ist, daß wir durch die leidige Charaktereinführung nicht noch mal durchmüssen, außer es gibt einen neuen Mutanten zu verzeichnen und den geben hier Nightcrawler und Lady Deathstrike, mehr ist nicht. Gut, Pyro und Iceman sind größer geworden (ihre Rollen auch), aber da waren sie schon vorher.
Inhaltlich rollt der Ball genau sechs Monate nach dem ersten Teil flott weiter und hakt fleißig all die Punkte ab, die man im ersten Teil losgetreten hatte. Wolverines Herkunft wird zur Schlüsselfrage, der fiese Militär Stryker zu seinem Schöpfer und Bösling Nr.1. Magneto entkommt mal wieder und steht im dritten Teil wieder zur Verfügung, verführt aber Pyro zur bösen Seite. Iceman und Rogue haben sich doll lieb und zum Schluß muß einer der Hauptcharaktere dran glauben. Oder doch nicht? Glauben wollen wir es nicht und alles weitere gibt es dann in Teil 3.
Wenn wir meckern wollen, dann daß das ein Hardcore-Comic-Film ist. Man muß schon auf Bildergeschichten und ihren Erzählfluß stehen, dann bekommt man hier die volle Dröhnung.
Singer setzt auf Charaktere, auf Charisma, coole Kostüme und Fähigkeiten, weniger auf Dialoge. Die sind immer noch auf Comic-Niveau und genau deswegen passen sie so gut, sind aber keine Basis für eine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Gesehenen.
Das hier soll Spaß machen und so reiht sich (sind schließlich Mutanten) ein Effekt an den nächsten, Actionsequenz auf Actionsequenz, flott und fleißig, bunt und aufregend, aber ohne den Druck, etwas noch nie Dagewesenes auf Kosten der Story präsentieren zu müssen.
Patrick Stewart und Ian McKellen thronen wieder über dem Geschehen und die „jungen Leute“ erfreuen sich an ihren eigenen Spielanteilen, irgendwo zwischen besorgten und ernsten Blicken und flotten Kampfszenen, in denen zwar gestorben, aber kaum geblutet wird.
Hapern tut es im zweiten Teil vor allem an einem: an einer übermächtigen Bedrohung.
Stryker ist eben doch nur ein normaler Mensch, trotz seines Wissens und Lady Deathstryke und Mystique machen noch keine ultimative Bedrohung. Der Held sollte immer ein Larger-than-Life-Erlebnis bieten können, doch hier kommt nie das Gefühl der nicht so schaffenden Bedrohung auf. Es gibt so viele Mutanten, die hier kämpfen, daß man das Gefühl hat, die schaffen das schon, so daß die Effektparade leider keine großen Emotionen entfacht, aber immerhin sind die Charaktere interessant genug getroffen, um da keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Trotzdem sollten sich Comichasser und Intellektuelle hier schön fernhalten, denn hier regiert der helle, unbeschwerte Spaß, natürlich mit der üblichen Botschaft, nicht böslings gegen Andersartige vorzugehen, so daß die Adresse an den Präsidenten zum Schluß auch eine schöne Ohrfeige gegen Onkel Bush wird, wobei das der Hälfte der Amis wegen geistiger Unbeweglichkeit vermutlich entgehen wird.
Auf jeden Fall eine der knackigsten Fortsetzungen seit langem und damit genauso gut wie Teil 1, nur eben noch aufwändiger. Wünsche gute Erholung damit in jedem Medium. (8/10)