Review

Uninspiriert abgefilmter Langweiler, bei dem versucht wird eine nicht existente Metaebene vorzugaukeln, die nicht existiert. Aber der Reihe nach.


Der Film beginnt mit einem Überfall auf die Oper in Kiew, bei dem Terroristen das Publikum als Geiseln nehmen. Die herbeieilende Spezialeinheit leitet Betäubungsgas in das Innere und erschießt die Terroristen. Ein zeitgleich in die Oper stürzendes Spezialteam der CIA tarnt sich als eben jene Spezialeinheit und soll ein Objekt bergen. Unser namenloser Protagonist gehört zu dieser Elite-Einheit und er bemerkt, dass Sprengladungen platziert werden, um die Zuschauer zu töten. Er ist Amerikaner, Ehrensache, dass die unschuldige Bevölkerung anderer Länder gerettet werden muss, kennt man ja von der CIA aus zahlreichen anderen Beispielen. Dann taucht ein mysteriöser Elitekämpfer auf, der Rückwärts an unserem Helden vorbei feuert (iSv die Kugel geht Rückwärts in die Waffe zurück). 

Zurück im Hauptquartier wird unser Held für tot erklärt und auf einen Spezialauftrag angesetzt: die Welt retten! Schlimmer als der Atomkrieg - so wird es mehrfach betont - werden wir aus der Zukunft angegriffen. Unser Agent taucht tiefer und tiefer ein in ein Netz von Lügen, Gewalt und doppelten Böden ein. Wird er es schaffen, die Welt und sich Albstadt zu retten, die blonde Schönheit zu verführen und das Böse zu Vernichten? Wird der Zuschauer es schaffen nicht einzuschlafen, vorzuspulen oder abzuschalten?

Tenet als Testvorführung für Kino in Corona Zeiten. Wer den Film sieht merkt schnell, dass das keine gute Idee war. Was Nolan hier präsentiert hat man alles schon besser gesehen. Dem geübten Betrachter fällt sehr schnell auf, dass bestimmte Szenen Rückwärts abgespielt werden, dass man auf Details und Dialoge achten muss und so kommt es dann auch nicht überraschend daher, wenn unser Held in der Zeit zurück reist und in eben jenen Momenten auftaucht, in denen ihm vorher geholfen wurde. Genau das ist jedoch der eigentliche Wow-Effekt des Films. Die Story ist nämlich ziemlich unlogisch und schwachsinnig.

Obgleich die Ausgangsidee noch ganz in Ordnung ist, macht es wenig Sinn in der Zeit zurück zu reisen, um Leute umzubringen und einen "Krieg" anzuzetteln. Das weiss man ja spätestens seit Zurück in die Zukunft. Aber auch das sei geschenkt. Das eigentliche Problem ist,  dass der Film darauf zu reduzieren ist. Denn letztlich geht es nur darum die blonde Schönheit zu retten, die unser Protagonist kennenlernt, und das Machtstreben des Antagonisten zu unterbinden. Besonders vielschichtig ist das nicht. Trotzdem wird versucht eine Metaebene aufzubauen, die aber nicht da ist, denn dazu ist die Story viel zu simpel. All das Zeitreisen etc hat keine Bedeutung, es kommt kein Knaller mehr, der all dem eine höhere Bedeutung bemisst.

Nicht förderlich ist es zudem, dass der Hauptdarsteller absolut farblos bleibt. Man fühlt nicht mit ihm mit, er berührt den Zuschauer in keiner Weise. Er rettet sich viel zu smart aus brenzligen Situationen und ist immer einen Schritt voraus. Spannung kommt so nicht auf! 

Den Soundtrack der Marke obernervig sei noch erwähnt. Dämmert Besonders laut aus den Boxen, wahrscheinlich um die Zuschauer aus dem Schlaf zu wecken (klingt auch wie ein Wecker aus dem Smartphone)

Überdies gilt dasselbe auch für die anderen Charaktere. Keiner ist sympathisch, jeder denkt an seinen eigenen Vorteil oder bleibt als blasse Gestalt im Dickicht der Story zurück. Besonders deutlich wird dies am Beispiel des indischen Waffenhändlers. Um an diesen ranzukommen muss man mit Hilfe eines Drahtseils einen Wolkenkratzer hochladen, später kann man sich aber bequem in öffentlichen Verkehrsmitteln treffen. Dabei bleibt die Motivation Einzelner im verborgenen, interessiert eigentlich auch nicht.

Was bleibt also übrig? Überraschungen keine, da man das meiste bereits vorausahnen kann. Eindrucksvolle Szenen ebenfalls keine, da das alles nicht interessiert,  viel zu sperrig abgedreht ist und ohne Zugang für den geübten Zuschauer bleibt. Es beschleicht einen das Gefühl einen Film vor sich zu haben, der für die Generation Instagram gedreht wurde. Leute, die mit mangelnder Aufmerksamkeitsspanne eine Auflösung erst nach und nach begreifen, "krass" rufen und es dann ihren Freunden erklären können, die am Smartphone hängen geblieben sind und selbst die Auflösung verpasst haben. So fühlt man sich wichtig. Für alle anderen Funktioniert dies aber vorne und hinten nicht und so fragt man sich, weshalb man alles auch noch doppelt sehen musste (schließlich wird ja in der Zeit zurück gereist). Gähn!

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