Der Titel folgt rein logisch dem klischeebeladenen Horrorfilmsatz „Gehen sie, bevor es zu spät ist!“ Zu spät ist es hingegen nicht für eine Zusammenarbeit zwischen Autor und Regisseur David Koepp und seinem Hauptdarsteller Kevin Bacon, die rund zwanzig Jahre nach „Stir of Echoes“ erneut im Horrorbereich aufeinander treffen.
Die Beziehung zwischen dem Ex-Banker Theo (Bacon) und seiner wesentlich jüngeren Frau Susanna (Amanda Seyfried) kriselt. Kurzerhand verschlägt es sie mit Töchterchen Ella (Avery Tiiu Essex) nach Wales, wo sie in einer einsamen Gegend ein modernes Landhaus mieten. Doch die Alpträume, die das Paar bereits zuvor heimsuchten, scheinen sich hier noch zu verschlimmern…
Koepp lässt sich viel Zeit, die Beziehung des altersmäßig ungleichen Paares zu entfalten, wobei rasch klar wird, dass Theo zu Eifersucht neigt, während er noch unter den Spätfolgen eines Gerichtsprozesses leidet, der ihn in Zusammenhang mit dem Unfalltod seiner ersten Frau brachte.
Das moderne Landhaus steht im krassen Gegensatz zu dem, was man in Wales eigentlich erwarten würde, nämlich nicht ein uriges Bruchsteinhaus, sondern ein vier Jahre altes Gebäude mit engen Fluren und moderner, jedoch schnörkelloser Einrichtung.
Neben den visualisierten Alpträumen dauert es eine Weile, bis sich weitere, ungewöhnliche Begebenheiten einstellen. Huschende Schatten, verharrende Spiegelbilder oder mächtige Zeitsprünge (anhand der Digitalanzeige des Weckers) erscheinen nicht sonderlich innovativ. Deutlich effektiver gerät das Treiben, als das Haus eine Art Eigenleben zu entwickeln scheint, was die grundsolide Kamera effektiv einfängt. Manchmal reicht schon eine leicht schaukelnde Deckenlampe, um die Schatten eines Treppengeländers wie ein Trugbild erscheinen zu lassen. Sobald eine regelrechte Hatz in den Räumlichkeiten einsetzt, wird bewusst Verwirrung gestiftet, was unter anderem ein wenig von dem erahnbaren Twist ablenkt.
Im Fokus steht klar Kevin Bacon, der immerhin so überzeugend performt, wie es die teils oberflächliche Figurenzeichnung eben zulässt. Die wenigen übrigen Mimen wirken beinahe wie Staffage, wobei die Dynamik zwischen Bacon und Seyfried phasenweise recht erfrischend rüberkommt.
Allzu viel Eigenständigkeit ist letztlich nicht auszumachen, viele Aspekte erinnern an „Shining“, andere an „Landhaus der toten Seelen“. Die Auflösung überrascht ebenso wenig wie die rar gesäten Gruseleinlagen, doch dank Bacon und dem routinierten Handwerk kann man den Streifen als kleine Zwischenmalzeit mitnehmen.
5,5 von 10