Jun Fukuda ist nach Inoshiro Honda der bekannteste Godzilla-Regisseur und führt seine Arbeit bei Godzilla – Das Ungeheuer aus dem Meer wie ein alter Hase aus, auch wenn er derzeit noch keine eigene Godzilla-Erfahrung sammeln konnte. Trotz des inzwischen recht angestaubten Alters bietet Godzilla – Das Ungeheuer aus dem Meer immer noch recht sehenswerte, wenn auch einfache Sonntagnachmittagsunterhaltung.
Der Japaner Ryota ist auf der Suche nach seinem Bruder, der als Fischer nach einem Sturm als verschollen gilt. Ryota braucht ein Boot, um ihn zu suchen. Bei einem Dauertanzwettbewerb (!) kann er leider keine Segeljacht gewinnen, dafür trifft er aber auf zwei andere Japaner, die mit ihm an den Hafen fahren und einfach in ein Segelboot einsteigen. Dort übernachten die drei, zusammen mit einem Gauner, der tut, als gehöre ihm die Jacht. Nachts, als alle schlafen, macht Ryota die Leinen los und segelt aufs Meer hinaus. Bei einem Unwetter erleiden sie Schiffbruch (davor werden die vier aber noch von Ebirah, einem riesigen Krebs, angegriffen) und stranden auf einer Insel. Die ist natürlich nicht verlassen. Denn eine Gruppe von Japanern, die sich „Roter Bambus“ nennt, hat dort eine geheime Kampfstofffabrik errichtet und lässt Eingeborene einer Nachbarinsel als Sklaven für sich arbeiten.
Auf der Flucht vor den Leuten von „Roter Bambus“ treffen unsere vier Freunde auch noch auf eine Eingeborene besagter Nachbarinsel, die mit ihnen gemeinsame Sache macht. Durch diese Frau erfahren sie auch, dass Ryotas Bruder ganz zufällig auf der Nachbarinsel bei den Eingeborenen lebt. In einer Höhle auf den Klippen, wo sich die Freunde schließlich verstecken, entdecken sie—endlich!—den schlafenden Godzilla. Um Ebirah zu besiegen (denn Ebirah greift jeden an, der sich der Insel nähern bzw. entfernen will, hätte man nicht das gelbe Gas, das die Sklaven herstellen müssen), versuchen sie Godzilla durch einen Blitzschlag zum Leben zu erwecken. Der Versuch glückt und ist der Startschuss für Godzillas sinnlose Zerstörungsorgie.
Tricktechnisch darf man bei Godzilla – Das Ungeheuer aus dem Meer selbstverständlich nicht allzu viel Spektakuläres erwarten, dafür Szenen, die früher vielleicht noch gut waren, heute allenfalls in die Schublade "Trash" gestopft werden können. Viele Kulissen, etwa wenn die Riesenmotte Mothra angebetet wird, sind wieder einmal nur gemalt oder, wie das Innere der Fabrik, Pappkulissen mit jeder Menge sinnloser Rohre und bunt blinkender Lämpchen, was wieder einmal zeigt, dass die Toho Studis seinerzeit einen enormen Bedarf an Kulissenbauern und –malern gehabt haben müssen.
Wie immer in Godzilla-Filmen sind die Rituale und Tänze der Eingeborenen, die allenfalls als Sequenzen zum Strecken des Films taugen, nervig und überflüssig. Bei Godzilla – Das Ungeheuer aus dem Meer beten die Eingeborenen die Riesenmotte Mothra an und singen und tanzen gleich mehrmals für sie. Die beiden winzigen Elfenzwillinge, die ihre Sätzchen immer gleichzeitig aufsagen, fügen sich dabei nahtlos in die Reihe unnötiger Szenen ein.
Der infantile Ideenreichtum ist bei Godzilla – Das Ungeheuer aus dem Meer ebenfalls hervorzuheben. Sind die meisten Godzilla-Streifen ja eher trocken und ernst ausgelegt und höchstens unfreiwillig komisch, tarnt man sich hier gar mit einem Busch, einer Taube oder bastelt für Godzilla schon mal im altbewährter MacGyver-Manier einen Blitzableiter aus einem Schwert und einem Kabel, wodurch natürlich prompt ein Unwetter aufzieht und ein Blitz einschlägt. Godzilla ist endlich reanimiert, womit endlich das Kernstück von Godzilla – Das Ungeheuer aus dem Meer ausgegraben ist.
Denn wie immer in einem Godzilla-Film aus den Toho-Studios sind die Kämpfe der Monster das beste—das Sahnehäubchen sozusagen. Godzilla wütet gewohnt griesgrämig über die Insel, kämpft mit dem Riesenkrebs Ebirah und muss sich von dem riesigen Greifvogel Giant Condor in die Nase hacken lassen, worauf sich Godzilla die schmerzende Nase reibt. Das zeigt wieder einmal eindrucksvoll: Toho-Monster sind Monster mit Charme. Egal, wie sehr sich die Menschen im Film vor ihnen fürchten, der Zuschauer wird immer auf der Seite der Monster, allen voran natürlich Godzilla, stehen.
Leider wartet Godzilla – Das Ungeheuer aus dem Meer mit eher wenigen—und wenn, nur recht kurzen—Kämpfen zwischen den Monstern auf, aber wie Godzilla mal wieder sinnlos eine ganze Fabrik zertrampelt, ist sehenswert, zumindest für Leute, die auf unfreiwillige Komik stehen. Und unfreiwillige Komik gib's hier en masse, nicht nur während der Szenen, in denen die Gummimonster auftreten, sondern sogar dann, wenn sich nur die menschlichen Helden durch den Film stümpern.
Godzilla – Das Ungeheuer aus dem Meer ist zwar nicht der beste Godzilla-Film, aber doch ein recht guter. Der wahre Fan muss ihn auf alle Fälle einmal gesehen haben.