Thriller mit einigem interessanten Ausgangsmaterial, der dieses aber nicht wirklich ausschöpft und spätestens ab der Hälfte sich auch fast in ein Drama Marke Dead Man Walking bzw. Last Dance umwandelt, dort allerdings mit bescheidenem Ergebnis.
Shenzhen, China:
Li Shan Shan [ Ada Choi ] führt ein Möbelgeschäft, dass allerdings nicht viel mehr als die Kosten hereinholt. Ihr Freund und Assistent Liang Chun Hwa [ Michael Tse ] strebt nach Grösserem, dazu benötigt er vor allem Geld, was er durch den HKer Geschäftsmann Ted Hwang [ Anthony Wong ] erhofft. Dieser braucht nämlich zur Auszahlung eines Testaments eine Ehefrau, gegen 600.000 $ soll Shan Shan eine Heirat vorgeben. Nach der ersten Absage überlegt diese es sich, die Formalitäten werden schnell erledigt und über die Runde gebracht. In der „Hochzeitsnacht“ ändert der bisher zuvorkommende Ted sein Gesicht, macht Shan Shan mit einem Narkotikum willenlos, schlägt und vergewaltigt sie.
Das ist allerdings nicht das Erste, was man zu sehen bekommt, Exploitation – Anhänger, die durch die Mitwirkung von Wong und dem Titel angelockt werden, müssen sich sowohl eine Weile gedulden und dann auch in die Röhre schauen, das Meiste findet nämlich im Off statt und ist vorher eher dezent behandelt worden. Der Titel ist sowieso etwas unglücklich und offenbar nur zu Marketingzwecken gewählt; der Vorspann selber gibt mit [T]rap[e] als Titel ein Wortspiel vor, wobei die „Falle“ weitaus mehr den Inhalt des Filmes widerspiegelt als „Vergewaltigung“, die nur einen kleinen Aspekt ausmacht.
Da eine kontinuierlich chronologische Erzählung hierbei nicht gegeben ist, sieht man zuerst, wie Shan Shan dem sichtlich angeschlagenen Ted Blut spendet, während das gesamte Krankenhaus von Polizisten durchsucht wird, die offensichtlich hinter ihr her sind. Ihr gelingt es nach draussen zu gelangen, eine Flucht auf dem Motorrad und die anschliessende Verfolgung lässt sie die Küste hinabstürzen.
Der nächste Zeitabschnitt handelt von ihrer Verurteilung wegen Mordes an Hwang zum Tode, ihr Verteidiger Chen Chi Pang [ Woody Chan Chin Pang ] ist anscheinend erfolglos. Im Verlaufe des Filmes werden die übrigen Zeitlöcher aufgefüllt und gestopft, wobei die Aneinanderreihung ganz geschickt gehalten ist, man durch das gegebene Vorwissen allerdings einiger Spannung beraubt wird. Sowieso sind die Überraschungen eher geringer Natur; niemand wird zum Beispiel bei einem kurzen Blick auf Anthony Wong angenommen haben, dass die Scheinheirat eine wirklich schlaue Idee ist.
Auch das spätere Wieselverhalten von Hwa ist bereits durch das Tyepcasting von Michael Tse und seinen Aktionen früh erkennbar, er und Hwang entpuppen sich in etwa so schlecht wie ihr späterer Verteidiger edel ist; strenge Klischeeverteilung und mangelndes Tempo sind sowieso die grösseren Schwächen, womit der anfangs gar nicht so üble Film am schwersten zu kämpfen hat. Trotzdem werden einige Suspensemomente zumindest angedeutet und dann auch brauchbar umgesetzt, die routinierte Regie Steve Cheng’s [ Rules of the Game, Horoscope 1 + 2, Bio Cops ] verschafft dem Film eine gewisse Sicherheit, die auch durch die ordentlichen Darsteller getragen wird.
Dabei liegt das Hauptaugenmerk zuerst auf Ada Choi und wird im weiteren Verlaufe von Woody Chan mitübernommen, der einen by the book Verteidiger mit guten Herz spielt, und als einziger für die unschuldige Frau einspringt. Dabei wird mit seiner Vorgeschichte – Mutter wurde unschuldig verurteilt – auch ganz tief in die Kitschkiste gegriffen, nicht zum letzten Male übrigens.
Zwar kann man dabei einen gewissen Spannungsgrad nicht absprechen, allerdings wäre es ganz klug gewesen, sich vorher zu entscheiden, welche Genrerichtung man einschlagen will; eine halbseidene und unausgegorene Mischung ist weniger nützlich. Und das Ende stinkt.