Review
von Leimbacher-Mario
Eher Wischmop als Lynchmob
In diesem Mittelteil der neuen „Halloween“-Trilogie entkommt Michael Myers wie nicht anders zu erwarten den Flammen seines „brennenden Grabs“ und mischt äußerst brutal Haddonfield auf. Während sich dort ein ihm feindlich gesinnter Mob (auch aus alten Bekannten!) hysterisch zusammenbraut und Laurie Strode im Krankenhaus zusammengeflickt wird…
„Halloween“ von 2018 war für mich persönlich ein grundsolider Slasher und eine brauchbare Fortsetzung des Originals. Auch wenn wohl kein wahrer Fan uneingeschränkt mit solchen Franchise-Semi-Reboots leben kann, war David Gordon Greens moderne Fortsetzung in sich doch rund und gelungen. Daher war ich auf „Halloween Kills“ durchaus freudig gespannt - was das Sequel jedoch nicht oder zumindest nur sehr spärlich einlösen kann. Seinem Titel wird er zumindest gerecht - der Bodycount ist beachtlich, die Morde sind heftig und erbarmungslos, als reiner, plumper und kaltblütiger Slasher funktionieren hier weite Teile hervorragend. Desweiteren bockt der druckvolle Score weiterhin hart - wie Carpenter und seine Familie die original Klimpereien aufmotzen und basslastiger machen ist schon edel. Das Ding sieht kompetent bis manchmal richtig hübsch gemacht aus - ich denke da etwa an dem Shot von Michael, wie er aus dem brennenden Haus steigt auf die Feuerwehrmänner zu. Es gibt wie gesagt mehr als nur ein paar kreative und richtig fiese Kills. Wahrscheinlich ist „Kills“ sogar der härteste „Halloween“ bisher. Die Kernideen zu Themen wie Lynchmobs, Gewaltauswirkungen und natürlich die Folgen von Traumata (hier sogar für eine ganze Gemeinde) haben was. Hätten was haben können.
Denn auch wenn es sich bis hierhin sehr gut anhört, erreicht „Halloween Kills“ für mich nicht die Klasse seines direkten Vorgängers geschweige denn die der weiteren Höhepunkte der Reihe oder gar dem nahezu heiligen, perfekten Original. Dafür werden die verschiedenen Teile nie mehr als ihre Summe, dazu klicken sie hier für mich oft noch nichtmal halbwegs funktionierend ineinander. Etliche Dialoge und Figuren sind derart hohl, platt, dumm und unfreiwillig komisch verfasst, dass man fast meinen könnte, Schreiber und Regisseur hätten komplett aneinander vorbei gedacht. Ich sage nur „Evil Must Die Tonight! Evil Must Die Tonight!“. Hinzu wird das Gefühl eines Brückenfilms nie abgelegt, Jamie Lee Curtis komplett verschenkt, etliche ellenlange Rückblenden verhageln Tempo und Fluss. Die massive Gewalt wirkt manchmal so, als wolle sie alle Schwachpunkte überdecken und wegschlitzen. Das funktioniert nicht. Und wie mit Michaels Figur am Ende umgegangen wird bzw. sein Mythos erklärt und untermauert wird, darüber kann man auch gehörig streiten. Für mich ebenfalls ein Schuss ins Bein inklusive extrem hetzender und hektischer letzten Minuten. Alles in allem nur in seinen B-Noten (Härte, Optik, Akustik) gut - wo es drauf ankommt (Geschichte, Figuren, Sinn, Spannung, Emotionen, Ton, Balance), versagt „Halloween Kills“ ziemlich brutal.
Fazit: als blutige Schlachtplatte fein. Als gesellschaftskritischer Kommentar eher fehl am Platz. Als „Halloween“-Teil nur ein Zwischenschritt. Und insgesamt doch erstaunlich konfus zwischen unfreiwilliger Komik, unnötigem Chaos und übertünchender Gewaltspirale rotierend. Härter, aber schwächer als sein 2018er Vorgänger. Eher als nebenbei laufender Partyfilm mit viel Gedärmen und Geschrei denkbar.