Review

Abt. Nippon und seine Schoßtiere

Ich muß gestehen kein Kenner der japanischen Monstermythologie zu sein. Neben Chefechse Godzilla gibts da ja noch haufenweise andere Viecher wie Mothra, die Gigamotte und Rhodan, oder eben auch wie hier Gamera, eine Riesenschildkröte mit Feueratem und Raketenantrieb (oder doch nur starke Blähungen?). Die Filme haben eh die stets gleiche Handlung, irgendein Riesenmolch wird wahlweise durch Umweltverschmutzung, radioaktive Verstrahlung oder dem Ende des Winterschlafs aktiv, zerstört Großstädte, vorzugsweise Tokio, und muß sich mit einem anderen Vertreter der größeren Fauna im finalen Kampf balgen. So jedenfalls in bisherigen Vertretern die ich aus diesem Subgenre kenne.
Gamera legt ähnlich los, nach einer launigen Anfangssequenz tauchen auf einer abgelegenen Insel drei Riesenflugsaurier auf, parallel dazu erwacht auch Gamera und liefert sich ein 3 gegen 1 Tag Team Match mit den Großvögeln. Warum das so ist? Der Film leiert sich eine krude Backgroundstory um den Untergang von Atlantis aus dem Kreuz, aber wen kümmerts, die Geschichte steht ebenso wie die menschlichen Darsteller sowieso im Hintergrund. Vielmehr interessiert man sich schließlich dafür wie sich Männer in Gummianzügen zerstörerisch durch Großstädte wälzen und sich gegenseitig mit allen möglichen Superwaffen auf die Glocke geben und da rumpelts hier gewaltig, die Modellbauer durften sich mal wieder nach Herzenslust austoben, da werden ganze Stadtteile pulverisiert und trotz des eher mittelmäßigen Creature Design macht der Film wirklich Laune.
Kein gutes Licht wirft Gamera wie fast immer auf das japanische Militär, erst lassen sie ohne Not einen der XXL-Flieger aus dem Baseballstadion entkommen, dann trauen sie sich nicht ohne Befehl zu schießen, obwohl die Monsterparade gerade ganz Fukuoka in Schutt und Asche tranchiert. Was sagt eigentlich deren Verteidungministerium zu solchen Filmen?
Gamera ist insgesamt mal was anderes als die vielen teils naiven Godzilla Streifen, die ja heute schon am frühen Nachmittag ungekürzt im Fernsehen laufen, die Stimmung ist etwas düsterer trotz FSK 12 Freigabe. Die Monster machen Schwächen im Drehbuch größtenteils wett. Unterhaltsam.
6/10

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