Okay, ich verliere auch noch eine Handvoll Worte über „Inheritance“, vielleicht auch einfach, weil ich ziemlich frustriert darüber war, wie man eine relativ interessante Idee so übel an die Wand fahren konnte.
Ich mache es kurz: Reiche Familie, der Familienpatriarch geht gleich zu Beginn an einem Herzschlag am Steuer ex und nun sind die Mutter und die beiden Kinder mit den Fingern am Erbe, welches von beträchtlichem Umfange ist. Mutti ist zwar nur Mutti, aber Sohnemann ist ein erfolgreicher Politiker im Aufwind und Töchterlein ist Staatsanwältin und zwar minimum "District Attorney" oder sowas.
Doch beim Erbe gibt’s ein Extra und das bekommt die Tochter: sie soll auf das Familiengeheimnis aufpassen!
Dieses entpuppt sich als geräumiger Erdbunker, in dem angeblich seit 30 Jahren ein alter Freund ihres Daddys eingesperrt ist, angeblich weil er sonst zur Polizei gestiefelt wäre, um einen tödlichen Fahrerfluchtunfall des Vaters zu melden, der natürlich karrierehinderlich gewesen wäre.
Und Staatsanwältin oder nicht: der zauselige Kerl im Keller hat natürlich ungeahnte Infos, stellt Forderungen und erzählt zu einem gewissen Teil Märchen, schließlich ist das hier ein Thrillerdrama. Und minimum zweimal dreht sich alles um 180 Grad, bis endlich klar ist, dass Zausel aka „Morgan“ ein gar fieser Möpp ist, der zurecht im Keller saß.
Mal davon abgesehen, dass man auf die Twists ungeduldig wartet, weil sie total offensichtlich der einzige Grund für die Filmexistenz sind, leidet „Inheritance“ vornehmlich unter zwei Hypotheken: seinen beiden Hauptdarstellern.
Ja gut, da wäre einmal Lily Collins, Tochter von Phil. Ist nicht unbegabt, recht gutaussehend und kann sicher auch spielen, sieht aber hier mit 31 Jahren leider immer noch aus wie 22 und ich nehme ich die stellvertretende leitende Staatsanwältin einer Millionenstadt hier in keiner Szene ab, nicht zuletzt weil sie sich im Gespräch mit ihrem geschenkten Gefangenen nicht immer eben geschickt verhält, sondern spürbar nur so tut, wie das Drehbuch das vorgegeben hat.
Die andere Hypothek ist – man glaubt es kaum – Simon Pegg.
Natürlich sehe ich den Mann rasend gern, aber weder ist er überzeugend in dieser zu Beginn zauseligen Monte-Christo-Rolle, in der er ja seit drei Jahrzehnten keinen Arzt mehr gesehen haben dürfte (und offenbar auch keine Frisör, kennt sich aber sonst recht solide aus), noch nehme ich ihm den hintergründigen Psychopathen ab, der hier nach und nach ans Licht kommen soll. Klar, zunächst Vertrauen einflößen kann er ganz gut, aber später hat er, trotz Mühe, einfach nicht genug soziopathische Tiefe, um den dahin plätschernden Film wirklich mit einer Spannungskurve zu versehen.
Komiker mit einer Soziopathenrolle zu besetzten funktioniert gut, wenn man ihnen den Film praktisch überlässt (so geschehen bei Williams und Carrey), aber hier hat er eben nur die Hannibal-Lector-Rolle inne und steht somit meistens in Reihe 2.
Am Ende muss das Drehbuch dann noch einen wilden Bocksprung machen, um sowas wie ein knalliges Finale zu generieren (natürlich im Bunker) und auch da wird die Logik noch ein paarmal geprügelt, bis der zentrale Konflikt gelöst ist, aber die Figuren weiterhin seicht im Nirgendwo stehend zurückbleiben.
Was ich damit sagen will: die Chose wirkt von von vorne bis hinten irre bedürftig konstruiert und knarrt in allen Gelenken.
Natürlich kann man das schauen, wenn die Ansprüche nicht allzu hoch sind und es unterhält sonst auch einigermaßen passabel, aber mit anderen Darstellern wäre vielleicht noch etwas mehr drin gewesen als das, was man sonst eine ordentliche DVD-Premiere genannt hätte. (4/10)