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Man kann diese Netflix-Produktion eigentlich kaum ansehen, ohne die dahinterliegende Zielsetzung im Blick zu haben: THE OLD GUARD ist weniger ein Film als eine Business Opportunity, der Startpunkt eines neuen Franchises mit gängigen Zutaten (Comicverfilmung, Indie-Regisseurin, Hollywoodstar), eine Trilogie wurde bereits angedeutet, ein Serien-Spinoff wäre nach Erfolg bestimmt ebenfalls möglich.

Nichts gegen kommerzielle Absichten, auch daraus können sehr gute Filme entstehen. Dieser gehört jedoch nicht dazu und das wird bereits nach wenigen Minuten klar: Die Dialoge bewegen sich zwischen nichttsagend und platt, Charlize Therons Schauspieltalent wird hier auf einen „One-Note-Character“ reduziert (nennen wir es „grumpy coolness“) und auch die anderen Figuren bleiben komplett uninteressant. Das schwule Pärchen schreit förmlich „Diversity!“ und reibt einem seine unsterbliche Romantik ständig penetrant unter die Nase, ohne dass zwischen den beiden Darstellern eine echte Chemie zu spüren wäre.

Das wundert nicht, denn keine/r der Schauspieler*innen hat wirklich den Raum, außerhalb der unsäglichen Dialoge seine/ihre Figur zu entwickeln. Denn, und das ist der Kernpunkt, diesen Helden fehlt die Aufgabe. THE OLD GUARD ist ein „Men/Women on a Mission“-Film ohne Mission. Die Story macht sie zu Objekten und den bösen Junior-Pharma-CEO (völlig lächerlich wie fast alle Figuren und Plotpoints) zum aktiven Part, der die „Immortals“ für seine neue lebensverlängernde Produktreihe „erforschen“ will (so in etwa wie in deutschen KZs „erforscht“ wurde).

Gut, okay, aber stimmt denn wenigstens die Action? Sagen wir mal so: Wer JOHN WICK für einen englischen Fußballer hält, wird womöglich von der einen oder anderen Kampfszene angetan sein. Wer allerdings up to date ist mit dem, was in Hollywood aktuell im Actionbereich möglich ist, wird erkennen, dass hier a) hauptsächlich schlecht bzw. wenig elegant von deutlich (!) besseren Stuntkoordinatoren kopiert wird und b) die meisten Schauspieler wohl nicht so fitte Fighter waren, weshalb lediglich Charlize Theron in ein paar „long takes“ ihre Akrobatik zur Schau stellen kann, ansonsten wird jedoch gerne der schnelle Schnitt zu Hilfe genommen.

Fazit: THE OLD GUARD wird alle bestätigen, die Comicverfilmungen für albernen Humbug halten, stiehlt intelligenten Zuschauern mehr als zwei Stunden kostbare Lebenszeit und hat als einzig positiven Aspekt vielleicht, dass man als aufgeschlossener Filmfan nach Sichtung dieses Films nicht auch noch in seine Fortsetzungen oder Serienadaptionen hineinschnuppern muss.

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