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Bestimmte Urängste bilden den Kern vieler Düsterfilme und finden sich in regelmäßigen Abständen wieder. Dazu zählt etwa ein Überfall in den eigenen vier Wänden oder auch, speziell auf Eltern zugeschnitten, das Verschwinden des eigenen Kindes. Autor und Regisseur Peter Facinelli, der eine Nebenrolle als Deputy bekleidet, führt den Betrachter ordentlich an der Nase herum, doch zuweilen wirkt sein Drehbuch so konstruiert, dass der daraus resultierende Zynismus annähernd parodistische Züge aufweist.

Auf einem herbstlichen Campingplatz in Alabama: Paul (Thomas Jane) und Wendy (Anne Heche) sind mit ihrer zehnjährigen Tochter Taylor soeben angekommen, da verschwindet das Mädchen spurlos. Kurz darauf wird die örtliche Polizei um Sheriff Baker (Jason Patric) mit dem Fall vertraut, welche nicht verschleiern kann, dass zur selben Zeit ein entflohener Killer sein Unwesen treibt. Die verzweifelten Eltern recherchieren auf eigene Faust im Umfeld des Campingplatzes…

Was recht früh punktet, ist der überschaubare Kosmos des Thrillers, der mitunter in die Sphären eines Mystery-Dramas eintaucht. Um den Campingplatz herum befinden sich zur Tatzeit diverse Figuren, die sich nahezu kollektiv seltsam verhalten, wodurch viele Täterkonstellationen möglich scheinen. Der mürrische Verwalter, der latent nervöse Platzwart, das junge Paar im Camper nebenan und nicht zuletzt der entflohene Killer, von dem lediglich einige Inserts ein krudes Vorgehen vermitteln, könnten mit dem Fall zu tun haben, wenn nicht noch ein Unsichtbarer aus dem Ärmel gezaubert wird.

Leicht kapitelartig wird das Geschehen mit den Tagen seit dem Verschwinden betitelt, wobei Paul und Wendy und ihr Umgang mit der Extremsituation natürlich im Vordergrund stehen.
Besorgnis und Rastlosigkeit führen schließlich zu einigen Verhaltensweisen, die unter normalen Umständen keineswegs tolerierbar wären und nicht nur einmal überschreiten sie diverse Schwellen, denen eine teils makabere Note anhaftet. Hier und da könnte in einer skurrilen Situation sogar ein leichtes Schmunzeln generiert werden, während anderweitige Begleiterscheinungen wie Schlaflosigkeit, depressive Schwankungen, Gereiztheit und Kompensation weitgehend nachvollziehbar sind.

Die fünf Stationen des Trauerns hätte es in dieser klaren Form gar nicht gebraucht, welche im Verlauf ein professioneller Berater herunterleiert, denn die beiden Hauptdarsteller performen durchaus überzeugend genug und auch Patrics Figur des Sheriffs erhält einen Hintergrund, der die eine oder andere Begebenheit in seinem Umfeld erklärt. Etwas schwieriger wird es mit der Annäherung an einen Twist, welcher im letzten Akt für Aufklärung sorgt und der das Publikum möglicherweise spalten könnte. Einige Unzulänglichkeiten sind diesbezüglich nicht von der Hand zu weisen.

Dennoch bietet das Ratespiel, schon aufgrund der zuweilen unberechenbaren Grundsituation einen passablen Unterhaltungswert, was zugleich eine stimmige Atmosphäre zutage fördert. Kleine Längen im Mittelteil sind trotz der insgesamt 115 Minuten zu verkraften, wobei Kamera und Score eher schwächeln, da beides uninspiriert und lahm ausfällt. Demgegenüber liefern sämtliche Mimen ab, Abzüge gibt es für den zwar überraschenden, jedoch in sich nicht ganz schlüssigen Twist.
6,5 von 10

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