Ein Priester erwischt die junge Maria zusammen mit einem älteren Jungen. Daraufhin kontaktiert er ihre Mutter und rät ihr Maria ins Kloster zu stecken. Zuerst sträubt sich die Frau dagegen, weil sie ihre Tochter womöglich nie wieder sehen wird, doch dann übergibt sie das Mädchen der Kirche, im Glauben sie in gute Hände gegeben zu haben. Zunächst macht das Kloster einen relativ seriösen Eindruck auf Maria, doch schon bald muss sie feststellen das sie hier keineswegs im Haus des Herrn gelandet ist sondern im Vorhof zur Hölle...
Die Story weist also durchaus Paralellen zu "Castigata" auf, nur das diesmal kein verkommener Vater seine liebe Tochter ins Kloster steckt sondern eine Mutter die nur das Beste für ihr Kind möchte. Außerdem kämpft Maria im Gegensatz zu Castigata nicht für die Rechte der Frauen, sondern ums nackte Überleben.
Zudem erinnerte mich "Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne" sehr stark an "Die umbarmherzigen Schwestern" von Peter Mullan, der wesentlich später entstand. Es handelt sich dabei zwar nicht um einen Nunploiter, sondern um ein reines Drama ohne jegliche Erotik usw, und doch behandeln beide Filme im Grunde die selbe Thematik, nämlich die Unterdrückung im Kloster.
Die Klasse der beiden eben genannten Filme erreicht "Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne" nicht, denn die verstörende Wirkung die Jess Franco mit seinem Film scheinbar anstrebte bleibt aus. Das soll aber trotzdem nicht heißen das "Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne" schlecht ist. Was die Darstellerinnen (Männer kommen im Film bis auf Pater Vincente ja nur am Ende vor) abliefern ist nämlich ganz ordentlich, ebenso wie Francos nicht immer spannende Inszenierung. Die Locations sind sehr sorgfältig ausgewählt worden.
Franco, von dem man ja eigentlich nur belanglose und langweilige Erotikfilmchen gewohnt ist, hält sich hier ganz schön zurück. Während er in seinen anderen Filmen keine Gelegenheit ausließ die jungen Darstellerinnen (unter anderem ja auch seine eigene Frau) in allen möglichen Aktszenen zu zeigen legte er hier erstaunlich viel Wert auf Story und Dramatik, was mich sehr überrascht hat. Sehr gut gefallen hat mir zum Beispiel der klassische Score, mit dem Franco den dramatischen Szenen die nötige Tiefe verleiht.
Die Sexszenen, von denen es hier aber gar nicht so viele gibt (vor allem wenn man den Film mit anderen Werken Francos vergleicht) sind im Grunde nur Nebensache. "Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne" ist wahrscheinlich der beste Film den Jess Franco je gedreht hat, wenn auch nicht der beste Nunploiter der je das Licht der Welt erblickte. Wem "Castigata" gefallen hat kann trotzdem ruhigen Gewissens zugreifen.