Der Ur-Mondo von Gualtiero Jacopetti, der sich wahrscheinlich auch nicht hat träumen lassen, der Erfinder eines Genres zu werden, welches in den folgenden zwei Jahrzehnten so absurd bis indiskutabel geschmacklose Blüten treiben sollte wie Mondo Sexy, Mondo Topless, Mondo Sadismo, Infernale, Diavolo, Funghi, Frutti di Mare und wie der ganze Mist sonst noch so heißt.
Während die meisten dieser Machwerke nicht mehr sind als plump sensationslüsterne Ekel- und oder Tittenschauen ist Mondo Cane viel mehr und auch viel schwieriger zu packen.
Jacopettis Film ist verlogen und authentisch, widerlich und schön, sexistisch und rassistisch, unglaublich komisch, sehr ästhetisch, flach und abgeschmackt, deprimierend, heiter, schockierend, kritisch, zynisch, sensibel, grotesk, echt, unecht, kurios, banal, scharfsinnig, sensationslüstern, ein filmisches Gourmeterlebnis und ein fragwürdiges Ärgernis zugleich.
Bewertung? Punkte? Weiß ich nicht. Ich kapituliere. Die Musik von Ortolani ist auf jeden Fall ein Genuss und perfekt auf die Bilder komponiert, welche fotografisch ebenfalls vom Feinsten sind.
Für Cineasten und wache Geister mit einem Hang zu zeitgeschichtlichen Kuriositäten (damit meine ich sowohl das im Film gezeigte, als auch den Film als solchen) ist der Film unbedingt zu empfehlen. Dumpfbacken, die "echt kranken Scheiß" sehen wollen, werden weniger auf ihre Kosten kommen und sollten eher auf einen anderen Mondo perverso nach ihrem Gusto zurückgreifen. Der betreffende Wikipedia-Artikel bietet eine schöne Liste zum Einstieg.
Die 18er Freigabe für diesen Film geht schon in Ordnung. Nicht weil er so ein furchtbarer Tabubrecher ist, das war er vielleicht 1962, sondern weil jüngere Menschen es nicht leicht haben dürften, innerhalb von "Mondo Cane" die sensationalistische Spreu vom Weizen zu trennen.