Bei "Mondo Cane" handelt es sich um eine Dokumentation, genauer um einen Mondo, eine Abart der Dokumentation. Durch Filme wie "Gesichter des Todes " wurde und wird das Genre zwar immer weiter einem Massenpublikum unzugänglich gemacht, doch dieses Urgestein sollte man deshalb nicht von vorneherein als verkommen abtuen.
Im Groben werden viele Minifilmchen aneinandergereiht, die Wissenswertes und Skurriles aus der Welt des Menschen berichten (und nicht etwa der des Hundes, wie der Titel vermuten lässt). Viele meinen ja, es handele sich hier um eine sinnlose Aneinanderreihung ohne genaueren, dokumentarischen Nutzen, jedoch bleibt ja das stete Ziel des Films vorhanden: Den Menschen in seinen extremen Auswüchsen darzustellen. Angenommen, man würde "Mondo Cane" einer anderen, intelligenten Spezies zeigen, verstünden sie uns Menschen nach der Sichtung doch auf die eine oder andere Art besser.
Im Detail werden dem Zuschauer dann zum Beispiel Szenen gezeigt, in denen amerikanische Rentner auf Hawaii empfangen werden oder in Hamburg, St. Pauli am Morgen die Alkis herumwatscheln; wie die Portugiesien Stierfestivals veranstalten oder auch, wie irgnéndwelche knalltütigen Italiener auf ein Stardasein hoffen. Diese Themenauswahl dürfte Fans von "Faces of Gore " und Co. herb enttäuschen. Es gibt dann natürlich noch interessanteres Zeugs: Essgewohnheiten der Chinesen, Entspannungsmethoden der Japaner sowie viele ungewöhnliche Rituale irgendwelcher Indo-völker. Besonders intensiv kommen die verschiedenen, aussichtslosen Schicksale diverser Tiere daher: Das sinnlose Schlachten von Rindern ist ja vielleicht noch naiv und plump und geht deswegen nicht wirklich unter die Haut, aber wenn aus Rache lebenden Haien Seeigel in den Mund gestopft werden oder verstrahlte Schildkröten austrocknend ins Inselinnere laufen, anstelle sich wie üblich in die erfrischenden Wassermassen zu begeben, ist das erstaunlich harter Tobak. Das Spektrum schwankt also zwischen ergreifenden und langweiligen Szenen, wobei die dazugefügten Szenen in der X-Rated-("Hundewelt"-)Edition (hier fehlt dann plötzlich auch die deutsche Synchro) besonders überflüssig sind.
Was den Film jetzt von einer Standarddoku unterscheidet, ist seine tolle Aufmachung. Im Gegensatz zu den schwankenden, inhaltlichen Qualitäten ist diese durchweg gelungen. Der Kommentar strotzt nur so vor (manchmal sehr aufgesetztem) Zynismus und auch im Schnitt ist dieser wiederzuerkennen. Ganz geschickt werden verschiedene Kulturen verglichen und regen zum Zweifeln an den eigenen Bräuchen an. Der Soundtrack ist darüber hinaus ein kleines Glanzstück, herrlich variantenreich, mal die Tragik vergrößernd, mal die naive Freude und Ausgelassenheit Eingeborener interpretierend.
Trotz seiner ab und zu auftretenden Längen ist "Mondo Cane" mehr als sehenswert und erweitert den Horizont. Und dass, obwohl er schon einige Dekaden auf seinem Buckel hat. Mit dem status quo seines Genres ist er nicht wirklich zu vergleichen, was durchaus als Kompliment zu verstehen ist. Anschauen lohnt sich sowieso, weil man dann auch den einzigartigen Anblick einer Indo-Tussie erspähen kann, wie sie ein Wildschwein säugt!