„Mondo Cane“ ist sicherlich ein Film, den die meisten Horror-Interessierten zumindest dem Namen nach kennen. Erfand er doch das Mondo-Genre, um welches sich die wildesten Gerüchte bildeten.
Erstaunlich, dass dieser Film schon 43 Jahre alt ist und trotzdem dank jüngster DVD-Veröffentlichungen nationaler und internationaler Labels wieder für jeden Filmfreund erhältlich ist. Aber mit dem Alter kommen auch die Probleme.
Kann eine über 40 Jahre alte Schock-Dokumentation auch heute noch ihre beabsichtigte Wirkung entfalten?
Um die Frage schon im Vorfeld zu beantworten, sie kann, aber leider nur sehr bedingt.
Doch von Anfang an:
Wir sehen eine Dokumentation, in der 2 Stunden lang kleine Filme mit schockierenden oder zumindest merkwürdigen Geschichten aus aller Welt, die jeweils zwischen 2 und 10 Minuten lang sind.
Teilweise sind diese Episoden auch sehr interessant geschnitten.
Bspw. wird ein amerikanischer Hundefriedhof gezeigt, wo gerade eine Beerdigung stattfindet. Wenn man nicht wüsste, dass hier Haustiere und keine Menschen beerdigt werden, könnte man meinen, man wäre auf einem „richtigen“ Friedhof. Dann kommt der Zwischenschnitt nach Asien, wo in einem Restaurant Hunde in einem winzigen Käfig gehalten werden, um dem Gast die Möglichkeit zu geben, den Hund persönlich auszuwählen, den er verspeisen möchte.
Anhand solcher Schnittfolgen werden die unterschiedlichen Kulturen auf der Welt deutlich. In einem Teil der Welt ist der Hund ein liebenswerter Freund des Menschen und in einem anderen einfach nur ein Nutzvieh wie bei uns das Schwein.
Diese Kulturunterschiede werden noch an einigen anderen Stellen verdeutlicht und sind so sicher heute auch noch aktuell, aber schockierend wirkt das nicht mehr.
Die Reise in der Mondo-Welt führt nach Europa zu fundamentalistischen Christen, die sich mit Glasscherben selber geißeln, zu spanischen Stierkämpfen, auf amerikanische Autofriedhöfe, über die Hamburger Reeperbahn, zum Bikini-Atoll und zeigt dort eindrucksvoll die Auswirkungen der Atombombentests der USA.
Am Strand liegen hunderte Eier, die seit Jahren vergeblich von den Eltern ausgebrütet werden, obwohl nichts Lebendes mehr aus ihnen entschlüpfen wird.
Ein wahrlich ergreifendes Bild.
Zu den brutaleren oder schockierenderen Episoden gehört das Bild einer Frau, die an ihrer Brust ein junges Schwein säugt, die Rache der eingeborenen an einem Hai, der ein kleines Kind gefressen hat und die äußerst brutale Schlachtung von Schweinen.
Zwischendurch wird es aber auch etwas langatmig, wenn man z.B. sehr lange sieht, wie sich amerikanische Touristen auf Hawaii verhalten, dann wird dem Zuschauer schon einiges an Sitzfleisch abverlangt.
Durch die überschaubare Länge der einzelnen Beiträge wird die Dokumentation aber schon zu einem abwechslungsreichen, diskussionswürdigem Streifen.
Wirklich schockierend ist das ganze heute allerdings nicht mehr und „Mondo Cane“ könnte bis auf wenige Szenen sicher problemlos um 20.15 Uhr im TV laufen.
Da der Film ein ungewöhnliches Konzept besitzt und sich nicht nur auf ein Thema beschränkt (z.B. Tierwelt) ist für jeden Zuschauer sicherlich etwas Interessantes dabei.
Auch nach 43 Jahren ist „Mondo Cane“ bestimmt einen Blick wert, aber man sollte nichts wirklich Schockierendes erwarten. Dafür ist man durch den Verfall der TV-Kultur in den letzten Jahren einfach zu sehr abgestumpft.
Diese Erkenntnis ist eigentlich das Erschreckendste am ganzen Film.
Fazit:
Unterhaltsam, abwechslungsreich, interessant, aber nicht schockierend, wie zu der Zeit seiner Entstehung.
7/10