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Nach zwei Horrorfilmen könnte man Regisseur Will Wernick zwei Eigenschaften unterstellen: Er hat ein Faible für Spiele im Escape Room (seinem gleichnamigen Debüt von 2017) und er mag keine Yuppies, denn die kommen in beiden Streifen nicht sonderlich gut weg. Ansonsten bietet sein Kopiekonglomerat düstere Momente für angehende Infaulenzer.

Seit zehn Jahren betreibt Cole bereits seinen Vlog. Zum Jubiläum haben sich seine Freunde etwas Besonderes einfallen lassen, denn es geht nach Moskau, wo Cole sich einem speziellen Escape Room stellen soll. Doch aus dem Spiel wird nach kurzer Zeit tödlicher Ernst…

Social-Media-Stars und ihre teils abstrusen Challenges standen offenbar Pate für die Figurenkonstellation. Leider kommen die Charaktere komplett austauschbar daher, sie werden so oberflächlich eingeführt, dass ihre Vornamen bereits während der Handlung vergessen sind. Cole präsentiert sich als Poser, der scheinbar auch im Privaten kaum zu emotionalen Regungen neigt, was ihn lange Zeit nicht sonderlich sympathisch erscheinen lässt.
Derweil schaltet ein Vorfall in einem Club schon mal ein erstes düsteres Vorzeichen, wie es nach dem ersten, etwas lahm gestalteten Drittel ablaufen könnte.

Mit Betreten des Escape Rooms kommt eine taugliche Atmosphäre auf und das ordentliche Timing sorgt für einige Dynamik, wenn Zahnräder in eine bestimmte Reihenfolge gebracht werden müssen und das 2,4,5-Galonen-Spiel aus „Stirb langsam 3“ sogar direkt von einem Teilnehmer erwähnt wird. Zudem sorgen eine Eiserne Jungfrau und ein Wasserbecken für kleine Wettläufe gegen die Zeit. Zahlreiche Vergleiche mit „Hostel“ und „Saw“ wären nicht bereits erfolgt, wenn es im letzten Akt nicht etwas blutiger zugehen würde und zwei Schlächter mit Lederschürze involviert wären. Auch hier ist das Tempo passabel, allerdings sollte man kein Schlachtfest erwarten, denn die FSK16 geht mit Kehlenschnitten, einem zertrümmerten Schädel und abgesägten Armen, teils aus der unscharfen Perspektive von Überwachungskameras konform.

Ganz ohne finalen Twist geht das Treiben nicht über die Bühne und während bereits zu Beginn einige Andeutungen in jene Richtung verweisen, hält er der Insta-Generation ein wenig den Spiegel vor. Trotz einiger klaffender Logiklöcher ist die Wendung durchaus gelungen, neu ist sie allerdings nicht.

„Follow Me“ setzt auf Versatzstücke und macht keinen Hehl aus den verwendeten Vorbildern. Die morbiden Sets, welche teils arg rostig bis rustikal anmuten, verfehlen ihre Wirkung nicht und der flotte Erzählfluss lässt nach der Einführung kaum eine Verschnaufpause zu, was der passable Score angemessen untermalt. Eigentlich ein sehr durchschnittlicher Genrebeitrag, wobei der Punkt interessant ist, wie ein vermeintlich oberflächlicher Zeitgenosse in einer überaus prekären Situation zwangsläufig Farbe bekennen muss, was den Gesamteindruck aufgrund der Pointe minimal verbessert.
6 von 10

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