Review

"Nacht der Vampire" (Spanien/Deutschland 1971, aka "Werewolf's Shadow") unter der Regie von Leon Klimovsky ist von der Grundhandlung her sehr ähnlich wie "The Werewolf": Eine Gruppe junger Frauen verbringt eine Zeit im einsamen Landgut von Waldemar Daninsky, der bei Vollmond zum Werwolf wird, aber nicht böse ist, sondern die Vampirgräfin vernichten will und ihr Versteck sucht. Allerdings hat er diesmal zugesehen wie eine seiner Gast-Damen grob fahrlässig die Wiedererweckung der Vampirin verursachte. In dem anderen Film waren es noch Grabräuber.
Sogar die Szenen an verschiedenen Gräbern spielen bei "Nacht der Vampire" (der eigentlich "Tage der Vampire" heißen müsste) bei hellstem Tageslicht. Nun bin ich ja bekanntermaßen ein großer Freund heller und deutlicher Bilder, aber in diesem Film will so gar keine Gruselstimmung aufkommen. Ein schöner Urlaubswald, leere Ruinien und tagesaktuelle Dorfszenen sind einfach zu wenig schaurig. Da hilft auch manchmal völlig unpassend reingeblasener Nebel nicht viel. Die düsteren Szenarien von "The Werewolf" waren um Dimensionen gruseliger.
Außerdem sind bei "Nacht der Vampire" viel weniger Figuren im Einsatz. 2 statt 3 Besucherinnen. Nur 2 statt 4 Vampir-Ladies, keine Banditen, keine Grabräuber, usw. Das gibt dann auch viel weniger Gelegenheit zu spannenden Interaktionen zwischen den verschiedenen Leuten.
Die Vampir-Fürstin Wandessa Darkula de Nadasdy wird von der wunderschönen Patty Shepard gespielt, welche die meiste Zeit hinter einem halbdurchsichtigen Schleier verborgen ist und recht gruselig geschminkt. Sie macht ihre Sache gut und ist die dritt-beste Vamiprin aller Naschy-Filme (nach den beiden Herzlosen aus "The Werewolf"). Allerdings ist die Inszenierung um sie herum nicht sehr gelungen. Die beiden Vampir-Frauen halten sich kitschig an den Händen, bewegen sich nur in Zeitlupe und tanzen davon, einmal sogar in einem kindischen Ringelreihen, wie zwei dumme Schulmädchen, die als Streich jemand gebissen haben. In "Die Vampire des Dr.Dracula" tanzten die Blutsauger auch einmal umher, aber mit mehr Würde und erwachsener als bei "Nacht der Vampire".
Die Kämpfe sind kurz, aber soweit okay. Schön gemacht, wenn Untervampirin Genevieve auf ein großes Grabkreuz gespießt wird. Leider war sie in allen Szenen vorher viel zu harmlos anzusehen und stellte keinen unheimlichen Vampir dar, sondern eher ein putziges Mädel.
Love-Interest Gaby Fuchs (Elvira) ist okay. Kein Highlight, aber durchaus passend und attraktiv. Sowohl die irre Schwester Waldemars (Elizabeth) als auch die Vampir-Damen zeigen lesbische Neigungen, aber dies ist nur minimal angerissen.
3 von 5 Szenen mit dem Polizei-Inspektor waren komplett aus der deutschen Erstfassung rausgeschnitten, sind aber auf der DVD mit Untertiteln eingebaut. Lange Dialoge des etwas dünnflüssigen Typen fügen dem Film aber nichts hinzu und waren kein Schnittverlust.
Naschy darf sich mehrfach wirkungsvoll verwandeln und ist wie immer gut in seiner Rolle.
Die Musik schwankt zwischen streckenweise okay und teilweise richtig schlecht. Die Synchronisation ist gut, aber das trifft auf 90 % aller Naschy-Werwolffilme zu.

"Die Nacht der Vampire" (mal mit "Die" mal ohne geschrieben) ist also ein mittelprächtiger Naschy-Film, aber schlecht ist er definitiv auch nicht. Hat mir nicht wehgetan ihn in 20 Jahren 5 mal zu sehen. Besser als Sachen wie "Howling 3", "Howling 6" und "Wolfcop", aber schlechter als "Howling 1" und die alten Universal-Monster-Mixe. Ein Werwolf-Fan sollte ihn auf jeden Fall im Schrank haben.

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