Review

Wenn die Nachbarn zur Plage werden…04.12.2020

Worum geht es?

Sarah möchte in Los Angeles Karriere machen und sich dabei so weit wie möglich von ihrem Vater lösen. Dumm nur, daß mit dem Lohn als Anwaltsgehilfin kaum ein Zimmer in einer WG zu finanzieren ist. Daher ist die Freude groß, als sie den Zuschlag für ein günstiges Apartment in einer ruhigen Wohnanlage bekommt. Dort gibt es einen Pool, die Nachbarn passen aufeinander auf, man grillt gemeinsam, ist freundlich…doch der Schein trügt. Nächtliche Geräusche rauben Sarah den Schlaf, und als sie ihre Katze brennend im eigenen Herd vorfindet weiß sie, etwas ist ganz arg faul. Dumm nur, daß es fürs Weglaufen zu spät ist, denn nun zeigt sich das wahre Gesicht der Nachbarschaft, welches sich in der kruden Philosophie eines längst verstorbenen Professors und Autors manifestiert. Wir folgen Sarah nun durch ihre persönliche Hölle und hoffen, daß ihr die Flucht gelingt…

Soll ich dafür Lebenszeit aufwenden?

Ja, zumal die zentrale Wendung der Story wirklich packend ist.

Warum?

Wer hat nicht so seine Probleme mit den lieben Nachbarn, denn die kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Hier sind es sehr freundliche Menschen, einen Tick zu freundlich vielleicht, aber im eigenen, häuslichen Umfeld, wer kennt sie da nicht, die älteren Griesgrame, die mal schnell die Polizei rufen, wenn es zu laut ist, die neugierigen Damen mit Kissen auf der Fensterbank, die ihre Nachbarschaft genauestens im Auge behalten, die Haumeister, die Verordnungen schneller zitieren als man Luft holen kann? Eben, genau das Personal, auf das Söder derzeit bei der Anzeige von Verstößen gegen seine immer schneller angeordneten „Verschärfungen“ (= Sanktionen) setzt. Schön, wenn man stattdessen von liebenswerten Nachbarn umgeben ist, die jederzeit aushelfen…weniger schön, wenn dahinter ein perfides System steckt, welches die Züchtung einer besseren Menschheit verfolgt. Nicole Bloom macht als Hauptfigur einen feinen Job, so wie auch der Rest des Personals, weitgehend unbekannte Gesichter, aber passend für die Rollen. Der Film hat mit 90 Minuten die richtige Länge, ist bis zur letzten Sekunde spannend und ein Beispiel dafür, wie mit wenigen Mitteln innovatives Filmemachen geschieht - 8/10.

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