Stille Wasser sind in „Coyote Lake“ nicht ganz so tief, wie Regiedebütantin Sara Seligman das wahrscheinlich beabsichtigte. Die Chose schwankt zunächst zwischen Thriller, Home Invasion und Coming-of-Age, doch sie bleibt einschließlich des letzten Aktes zu vorhersehbar, um vollends zu überzeugen.
Teresa (Adriana Barraza) betreibt mit ihrer 17jährigen Tochter Ester (Camila Mendes) ein rustikales und abgelegenes Bed & Breakfast nahe der texanisch-mexikanischen Grenze. In regelmäßigen Abständen werden dubiose Gäste betäubt, beraubt und im angrenzenden See versenkt. Als zwei bewaffnete Drogendealer bei ihnen aufkreuzen, ändert sich die Lage schlagartig…
Obgleich es auf dem Papier mal wieder völlig anders klingen mag, - in erster Linie geht es um das eigentümliche Verhältnis zwischen Mutter und Tochter, welches von Gegensätzen geprägt ist: Abhängigkeit und Freiheitsdrang, Loyalität und Neugier, Unterdrückung und Aufbegehren, dazu Unterthemen wie Folgen von sozialer Einsamkeit, Schuld und Sühne.
Einige Begebenheiten fallen früh auf, werden jedoch nur selten in einem angemessenen Rahmen hinterfragt. Ester trägt ausschließlich schlabberige Männerklamotten, ihr soziales Umfeld scheint sich jedoch einzig auf eine ältere Verkäuferin zu beschränken. Wie selbstverständlich hilft sie der Mutter beim Beseitigen der Opfer, offenbart aber eine barmherzige Ader gegenüber Hilfsbedürftigen. Vater und Bruder kamen auf eine nicht näher erläuterte Weise ums Leben, was möglicherweise den Ursprung des mordenden Duos markierte. Ein paar Details mehr wären hier und da wünschenswert gewesen.
Nicht zuletzt aufgrund einiger Klischees gestaltet sich die Erzählung in einigen Belangen vorhersehbar, zumal es den stummen und zurückgebliebenen Redneck nicht gebraucht hätte. Immerhin wird die zu erwartende Liaison nicht unnütz ausgeschmückt und die Konzentration mehr auf die Spannungen zwischen Tochter und Mutter gelenkt, was die Angelegenheit im letzten Drittel einigermaßen ansprechend gestaltet. Allerdings werden auch hier zu offensichtliche Andeutungen (verschlossener Wandschrank, lange Fixierung auf eine Tasse) vollzogen, was dem Showdown kaum Überraschungen beschert.
Letztlich ist es der sauberen Kamera, dem soliden Schnitt und den starken Performances von Mendes und Barraza zu verdanken, dass die betont ruhig erzählte Angelegenheit zwischenzeitlich nicht zum Erliegen kommt. Mit mehr psychologischer Tiefe wäre mehr als nur ein Durchschnitts-See drin gewesen, wodurch man kaum über ein paar emotionale Spitzen und die immerhin latent bedrückende Atmosphäre hinauskommt.
Knapp
6 von 10