Wenn man in einem großen Supermarkt an einer Schütte mit Bluray-Filmen für € 2,99 vorbeikommt, rechnet man nicht mit großartigen Fünden und stellt sich eher auf einen Trashabend ein. Nicht so mit "Seized - gekidnappt" - dieser Film war für uns tatsächlich eine Entdeckung, auch wenn wir ihn in einer geschnittenen Version (trotz FSK 18) erworben haben.
Es geht in dem Film um den ehemaligen Spezialagenten Nero (er war anscheinend beim MI6, wie eine Szene verrät), der zurückgezogen mit seinem Sohn an der mexikanischen Pazifikküste lebt. Mit diesem hat er die "üblichen" Pubertätsprobleme zu durchleben. Durch eine geschickte Kamerafahrt erfährt der Zuschauer, dass die dazugehörende Mutter wohl verstorben ist. Als Nero hört, dass sein Sohn sich in der Schule geprügelt hat, schärft er ihm ein: "Gewalt ist nie die passende Lösung für ein Problem!". Nach einer weiteren Auseinandersetzung mit seinem Kind wird Nero mit einem Pfeil betäubt. Als er erwacht, ist sein Sohn entführt und er erhält auf seinem Smartphone einen Anruf vom Gangsterboss Mzamo. Dieser teilt ihm mit, dass sein Sohn sterben werde, wenn er nicht für ihn einige Aufträge erledigt, die in seinen früheren Aufgabenbereich fallen. Danach ist öfter von Vertrauen die Rede und Nero beginnt mit einem blutigen Streifzug durch die verschiedenen Syndikate/Clans der Gegend, die er für Mzamo ausschalten soll. Neros Ziel ist dabei klar, er möchte am Ende seinen Sohn aus den Fängen der Gangster befreien.
Dies ist die holzschnittartige Story im Groben, sie gibt nicht viel her und ist sicherlich auch einer der Schwachpunkte des Films. Zwar motiviert sie das spätere Töten Neros und auch die Actionsequenzen hinreichend, aber sie ist wirklich mit der schnellen Nadel gestrickt und so halt typisch für ein B-Movie.
Typisch für ein B-Movie ist sicherlich auch, dass man von den schauspielerischen Qualitäten seiner Akteure nicht viel erwarten darf. Scott Adkins ist als Vater gruselig am "Overacting", als Martial Arts Kämpfer aber sehr überzeugend. Das gleiche gilt für Matthew Garbacz als sein Sohn Taylor, wobei das mit dem Martial Arts hier natürlich wegfällt. Enttäuschend der Auftritt von Stephen Elder als einer der Antagonisten (Donavan) - hat ihn hier das Drehbuch nicht gefordert? Eine Überraschung, weil so vielschichtig hat man ihn selten spielen sehen, ist der Auftritt von Mario van Peebles als Gangsterboss Mzamo. Er spielt hier als Bösewicht einen durchaus gebrochenen Charakter und das recht überzeugend. Da nimmt man es ihm nicht übel, dass er auf "seine alten Tage" bei den Kampfszenen etwas zurückhaltender agiert. Meine Frau war auch von seiner Filmpartnerin Maxine, sie spielt Mzamos Ehefrau, ganz angetan, da sie im Showdown auch selber an der Action beteiligt ist.
Für uns überzeugte der Film durch satte und blutige Actionszenen - trotz einer Reihe von Schnitten, die aber dem Betrachter kaum auffallen. Wir haben uns inzwischen die Uncut-Version organisiert und werden überprüfen, ob der Unterschied wirklich spürbar ist. Die Kampfchoreographien überzeugen ebenfalls in der Regel, bloß wenn Nero die Wumme in der Hand hat, hat man das Gefühl in einem "Ego-Shooter" zu sein, so schnell "purzeln" die Leiber vor ihm nieder - dies scheint aber auch ästhetisch beabsichtigt zu sein, wobei ich mir lieber einen Film als ein Videospiel anschaue.
Dennoch kann der Film im Ganzen überzeugen, denn er hat nicht wirklich irgendwo Längen. Wir haben uns jedenfalls gut unterhalten gefühlt und können Neros Ausspruch am Ende: "Gewalt ist ganz oft nicht die passende Lösung... gut, manchmal schon!" durchaus folgen.