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Seit der vorübergehenden Rückkehr von Roel Reiné nach den Niederlanden, der dortigen Produktion von Kinofilmen und zwischenzeitlich dem Dreh für das amerikanische Fernsehen leitet Kollege und Konkurrenz (?) Don Michael Paul alleinig die Geschäfte der DtV-Sequels; zumeist von Universal 1440 gestemmte Fortsetzungen oft nur dem Namen nach von vergleichsweise älteren Werken, die ehedem in den Lichtspielhäusern liefen und nun durch diese Verbindung wohl Garant für lukratives Ausschlachten im Heimvideomarkt sind. Paul hat dabei schon alles an Reihen und Genres bedient, querbeet einsetzbar als Mädchen für alles quasi, wobei nun mit Jarhead (4): Law of Return die Rückkehr auf dem Regiestuhl nach Jarhead 2 - Zurück in die Hölle (2014) und damit im Grunde die materiellen Kompagnons zu den ebensolchen Sniper: Ghost Shooter (2016) und Sniper: Legacy (2014), und Nachschub an preiswerten Kriegs-Actionfilmen für die früheren Videothekenfreunde und nunmehrigen Streaminganhänger zu vermelden ist. Die Schüsse laut und blutig, die Gegenüber evil, die Explosionen echt:

Der in Amerika geborene und aufgewachsene, nun aber ermöglicht durch seine jüdische Herkunft und das Rückkehrgesetz in Israel mit seiner Partnerin Avigail [ Shanti Ashanti ] lebende F-16 Kampfpilot Major Ronan Jackson [ Devon Sawa ] wird nach einem Einsatz über Syrien abgeschossen. Gefangengenommen und gefoltert von einer Terrorgruppe unter Führung von 'Ghost' [ George Zlatarev ] bleiben dem Sohn von Senator Jackson [ Robert Patrick ] nur 36h bis zur Ermordung vor der Kamera, Zeit, die eine rasch zusammengewürfelte und aus Israelis und Amerikanern bestehende Spezialeinheit unter strategischer Koordination von Lt. Col. Mizrah [ Ori Pfeffer ], Führung vor Ort durch Neta Lurie [ Yael Eitan ] und den jeweiligen Kommandern ihrer Truppe, Sergeant Dave Flores [ Amaury Nolasco ] und Sergeant Razor [ Tsahi Halevi ] besteht; überwacht durch USMC General Betz [ Ben Cross ].

Umrahmt von einigen Nachrichtendienstlichen Informationen und abgehakten Newsbildern sowie eingeleitet mit dem Recap einer scheiternden, da nach einem wilden Feuergefecht mit dem Tod einer zu befreienden und fast befreiten Geisel endenden Rettungsmission wird ein wenig die (arg nuschelnde, schwer zu verstehende) Hauptrolle des Ganzen, der dafür nun gänzlich ungeeignete Nolacso vor und damit der Film gleich ein wenig in die bedrängte Ecke gestellt. Nolasco, der vor fünf Staffeln von Prison Break schon mal besser aussah und schon mal agiler beim Eindringen in uneinsehbare Häuserwinkel und mit Plastikplanen verhängte Innenräume und beim Hineinwerfen in die Schussbahn wirkte, ist hier als eher blasse Type erscheinend und weniger passend für einen alten Haudegen mit lebenslangem Dienst in der Armee, welcher kurz vor knapp auf das Abstellgleis gestellt werden soll, bzw. fünf Monate vor dem Ruhestand schon aus dem Rennen genommen und geschont.

Daraus wird natürlich nichts, wiederholt sich der Einsatz der Rettungsmission, wird noch einmal und diesmal ausführlich und nicht nur in der Zusammenfassung in ein vom andauernden Krieg zerstörten und voll Geröll und Schutt brachliegenden Gebiet einmarschiert und infiltriert. Die Familie und die Herkunft und die Heimat ist in Boston bzw. Jacksonville, auch die Zukunft wird dort gesucht, das Leben und das Hier und Jetzt allerdings fern des eigenen Landesbodens und in einem Krieg, der Jahrzehnte schon geht, den man nicht gewinnen kann, der kein Nutzen hat und kein Ende absieht. Paul, welcher auch das Drehbuch verfasst bzw. das ursprünglich Jarhead: Redemption betitelte Skript um amerikanische Truppen in Afghanistan modifiziert und modernisiert hat, erzählt seine traditionelle, im gleißenden Sonnenlicht gedörrte und ausgebleichte Geschichte im staubtrockenen, kurz vor dem Krepieren stehenden Niemandsland gewohnt parallel, mit zwei Figuren im Theater, denen wir folgen und deren Schicksal wir sehen. Aufgepeitscht durch einen anfänglich aggressiven modernen Popscore, mancherlei beeindruckenden militärlastigen Werbebildern (mit Unterstützung der IDF und IAF), gezwungen wirkenden markigen Sprüchen und einem schnellen Locationhopping von Eilat über Be'er in die Golanwüste wird das erste Drittel über die Runden gebracht, dann folgt der eigentliche (und eigentlich zum großen Teil in Bulgarien gedrehte) Plot, welcher in narrativen Grundzügen eher in die zeitgleich gestartete Behind Enemy Lines - Reihe gehört.

Die wenigen, aber vorhandenen realpolitischen Bezüge, das Bedrohungsszenario selber und die spürbare Gewalt hier kann man mögen, muss man nicht, manche hätten es lieber fiktiver oder surrealer, nicht so dicht dran an der Wirklichkeit, die die Meisten nur aus den seit fast zwei Jahrzehnten dasselbe erzählenden Nachrichten verfolgen und dies abschalten und beiseiteschieben oder gleich ignorieren. 07:03h hier in der Früh ist das Unglück passiert, der Absturz geschehen und man allein in Feindgebiet und nach einer wilden Verteidigung gegen Überzahl mit Maschinengewehr und RPG auch in Feindeshand, wo man die Menschen nicht kennt und außer aggressiv scheinenden Gebärden und die Sprache derer Waffen nichts versteht. Inszeniert ist das alles überraschend (?) gut, es findet anfänglich und zwischenzeitlich auch ohne Kampfaktionen seinen Rhythmus, hat gerade beim Absturz der Maschine, bei der Schießerei Einer gegen Massen in einem trockenen Sonnenblumenfeld und beim nächtlichen Grenzübertritt inklusive Minensuche und einem Sniper im Ziegenfeld seine eigenen kleinen Höhepunkte und die Momente für die B-Movie Actionwelt.

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