Review

Ein kryptischer Trailer, der einen durchaus ansehnlichen Bezug zu Jordan Peeles Erfolg "Get Out" andeutete und eine Veröffentlichungspolitik, die darauf schliessen liess, hier einen Lichtblick der Filmgeschichte sang- und klanglos im Dienste des Streaming verschwinden zu lassen.

Das waren die ersten Eindrücke von "Antebellum", die  uns hierzulande erreichten.

Um es kurz zu machen, es war nicht das neue Meisterwerk und schon gar nicht eine Erleuchtung in Sachen Originalität. Vielmehr verlässt mich auch heute noch nicht der bittere Beigeschmack des Trittbrettfahrens auf dem Wagen, den "Get Out" und - mit Abstrichen - auch "Wir" ins Rollen gebracht haben, wenn ich mir die Handlung und Inszenierung von Gerard Bushs und Christopher Renz' Film für dieses Review ins Gedächtnis rufe.

Die Prämisse ist durchaus einen Blick wert: Eine "Zeitreise" zurück in die Geschichte der US-amerikanischen Südstaatengeschichte in Bezug auf Ausbeutung und Misshandlung der schwarzen Bevölkerung inkl. Vergewaltigung und Mord an Untergebenen. Mitten drin die erfolgreiche Sachbuch-Autorin Veronica, für deren Träume man die als Rückblenden eingestreuten Szenen-Abfolgen in der düsteren Vergangenheit hält.

Auf diese Vergangenheit wurde bereits recht geschickt im Trailer hingewiesen und die Erwartungshaltung in Bezug auf eine Reise zurück in die Vergangenheit geschürt, gepaart mit den rassekritischen Untertönen der Neuzeit.

Das ganze Geschehen setzt dann mit fortlaufender Handlung immer wieder Szenen in der Gegenwart, in der man Veronicas Alltag kennen lernt, dagegen.
Man folgt Ihr in Ihrer Rolle als kritische Verfechterin von Gleichheit und Gerechtigkeit, Ihrer Art, mit Freundinnen Zeit zu verbringen und das Verhältnis zu Tochter und Ehemann.

Im Grossen und Ganzen wartet der Zuschauer also gespannt und inszenatorisch sehr zielstrebig auf die Folter gespannt, wann denn nun der Bezug zwischen Traum der Vergangenheit und Gegenwart aufgelöst wird.
Bis dahin hat der Film den Zuschauer mit seiner kurzweiligen Inszenierung, den geschickten Spannungsmomenten und tollen und inspirierenden Kamerafahrten, nicht zu verschweigen den wunderbaren Darstellerinnen Janelle Monáe, Kiersey Clemons und natürlich Gabourey Sidibe sehr gut unterhalten und auch wenn - aus Sicht der Locations - hier weniger mehr ist, ist alles auf extrem hohem Niveau.

Leider wandelt dann die letzte halbe Stunde auf solch ausgetretenen Pfaden und wirft innerhalb von Sekunden nicht nur die aufgestaute Erwartungshaltung über den Haufen sondern schafft es auch nicht mehr, die Dramatik der Auflösung und die wirklich atmosphärischen Sets zu seinen Gunsten zu nutzen. Stattdessen spult sich etwas ab, dass dem Film an keiner Stelle zu Gute reicht und alle eingangs genannten Vorteile mit einem Knall verpuffen lässt...

Selten war ich von einem Film und seiner Auflösung so masslos enttäuscht wie von "Antebellum", da es die Autoren und Regisseure leider nicht schaffen, die angeteaserte Originalität beizubehalten, wenn auch der finale Twist respektabel aufgebaut wirkt und sich sichtlich Mühe gibt, sein Pulver nicht zu früh zu verschiessen.

Unter dem Strich bleibt ein sehr gut besetzter und auf hohem Niveau inszenierter Suspense-Thriller mit Drama-und Horror-Elementen, dem eine gründliche Überarbeitung der Story jedoch sehr gut getan hätte.
Die guten Ansätze der Rolle von Rassismus und seine Entwicklung über die Jahre bis in die Gegenwart und dessen Einschlag auf die moderne Lebensweise der ehemals Unterdrückten wirken leider nur wie ein Aufhänger für eine ambitioniert erdachte aber nicht durchdacht ausgeführte Story.

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