Ein Zeitreisender könnte sich beim Anblick von Demonstranten und Transparenten mit „Black Lives Matter“ in der Ära von Martin Luther King wähnen. Aber es ist das ohnedies merkwürdige Jahr 2020 und Rassismus ist ein nie enden wollendes Thema in der (US-amerikanischen) Gesellschaft. Anlass genug für das Regie-Autoren-Duo Gerard Bush und Christopher Renz, daraus ihren Erstling zu basteln.
Die 1860er, irgendwo in den Südstaaten: Eden (Janelle Monáe) ist eine der vielen Sklavinnen der Konföderierten, die ihre grausame Herrschaft mit unmenschlichen Verhaltensweisen untermauern. Es gibt strenges Redeverbot, Folter, Erniedrigung und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Als einer neuen Sklavin ein schreckliches Schicksal widerfährt, fasst Eden einen Entschluss…
Über den Stoff, bei dem sich vermutlich die Gemüter spalten werden, sollte man im Vorfeld so wenig wie möglich wissen und sämtliche Trailer meiden. Ferner Vergleiche mit „Get Out“ und „Wir“ ignorieren und sich einfach von der Geschichte führen lassen, welche grob in drei Akte eingeteilt ist.
Der erste ist zugleich der eindringlichste. Die beklemmende Atmosphäre packt trotz mangelnder Hintergrundinformationen zu den Figuren sofort. Eine minutenlange Kamerafahrt über die Baumwollplantage, untermalt von unheilvoll klingenden Streichern deutet ein wenig an, wohin die Reise gehen mag. Nach etwas weniger als 40 Minuten erfolgt ein Break und zugleich der zweite Akt, der im Vergleich zum Vorangegangenen beinahe ein wenig belanglos daherkommt, jedoch am Rande kleine Zeichen setzt, die der finale Teil beinhalten könnte. Hier kommt es zu einer weiteren Wendung, während sich der ungewöhnliche Titel erst mit den letzten Einstellungen erklärt.
Durchleuchtet man schlussendlich das Szenario, finden sich unweigerlich einige eklatante Unwahrscheinlichkeiten, aber die Konsequenz mit der die Prämisse durchgezogen wird, ist durchaus mutig. Zwar ist die Pointe nicht neu, - ein Genrebeitrag von 2004 brachte eine sehr ähnliche Wendung, doch die starken Darstellerleistungen, allen voran Janelle Monáe, das versierte Handwerk mit beeindruckenden Szenenübergängen und nahezu perfekter Kamera kaschieren einige inhaltliche Mankos.
Die Mischung aus Sklavendrama, Thriller und Mystery setzt zwar keine neuen Maßstäbe in punkto Sozialkritik. Sie verdeutlicht jedoch, dass wichtige Themen wie Rassismus immer noch tief in der Gesellschaft verankert sind und „Antebellum“ hat eine Möglichkeit gefunden, darauf aufmerksam zu machen und vielleicht ein wenig nachdenklich zu stimmen.
7,5 von 10