Review

Vom bisher unbekannten, da vermehrt mit Kurzfilmen und/oder eher auf das Heimatland Niederlande 'beschränkten' Werken tätigen Filmemacher Adrian Bol geschriebener und gedrehter Actionthriller, der eines von (hoffentlich) vielen 2020 erscheinenden Arbeiten seines Hauptdarstellers Scott Adkins und damit der derzeit verlässlichsten Bank im B-Actiongenre ist. Adkins, der bereits mit The Debt Collector 2 gestartet ist und noch u.a. Seized, Vigilante, Strapped (und The Intergalactic Adventures of Max Cloud) in der Liste der auf die kommende Veröffentlichung wartenden Titel in petto hat, ist hierbei natürlich ganz und allein auch das herrschende Verkaufsargument, der Rest der Beteiligten ist wie der Mann hinter der Kamera im Grunde kein Begriff und kein Pfund, mit dem man im Marketing wuchern kann, der Einzige noch mit Ruf (für die Eingeweihten) ist Tim Man, welcher nicht zum ersten Mal für die Choreografie der Kämpfe vom Kämpen zuständig ist:

Der ehemalige MI6 Agent Martin Baxter [ Scott Adkins ] ist nach einem mißglückten Einsatz in Kiew vor mehreren Jahren zwar aus dem Dienst ausgeschieden, aber immer noch stettig in Bewegung und auf der Flucht vor der Vergangenheit, was vor allem auch seine zwölfjährige Tochter Lisa [ Honor Kneafsey ] belastet und ihn auch selber unruhig sein lässt. Eines Tages stöbert ihn die junge ukrainische Journalistin Sacha [ Yuliia Sobol ] auf, Tochter einer damals auch verstorbenen Kontaktperson, wobei sie im Gefolge gleich mehrere schussbereite Schergen vom KGB hat und Martin selber auch sein früherer Vorgesetzter Trevor [ Martin McDougall ] in den Fersen sitzt. Als Lisa im Auftrag des KGB von Tatyana [ Anna Butkevich ] entführt wird, muss sich Martin entscheiden, mit wem er zusammenarbeitet oder ob er allein nochmal in die Vergangenheit geht.

Spionagethriller ist das Genre, ein Aufguss des Kalten Krieges, Osteuropa dafür eingangs die geeignete Umgebung und der geeignete Drehort, um das Millennium herum schon mal ausgiebig filmisch beackert und dann in Verruf geraten und wieder ausgewechselt und negiert. Hier darf es wieder als Schauplatz herhalten, ist die Ukraine auch der Kandidat für die Eröffnungs- und Rückblickszene, in der es vor einem Jahrzehnt vor dem eigentlichen Beginn der Geschichte um eine verlustreiche und blutige Mission auf einem wahren Friedhof für Busse und so auf einem von Rost und Armut zerfressenen industriellen Zivilisationsgrab und bald auch Tatort einer tödlichen Schießerei gegen gleich mehrere Angreifer geht. Eine Attacke von vielerlei Seiten, mit verschiedenen Methoden, aus der Höhe per Scharfschützengewehr aus dem Hinterhalt, im taktischen Nah- und Stellungskampf mit dem Schnellfeuergewehr, dann mit der Pistole und einer Geisel als Schutzschild; der Agent selber tötet alle, und hat auch Verluste zu zählen, Traumata, die er in die Gegenwart bei sich führt und überall mit nimmt.

Das London von heute ist allerdings auch nicht besser dran und nicht angenehmer. Pillekes, Suff, Sex, Gewalt, gekaufte Frauen und das Einprasseln von Fäusten. Eine seltsame, nicht gleich dysfunktionale Vater-Tochter-Beziehung als sowas wie der letzte Halt im Taumel der Verlorenheit, die Existenz noch lange nicht am Ziel angelangt, aber schon am untersten Ende. Kurz vor Ende fängt er sich hintereinander zwei Kugeln ein, und wird von einem Bus angefahren, und da hat er immer noch nichts erreicht und immer noch nichts in den Händen. Die Vergangenheit als Falle, ein Entkommen ohne Sinn. Das Licht ist erst gelblich krank und diffus dunkel, und wird dann an- und ausgeknipst. Ein steter Kampf im hier und jetzt, das Aufbessern des Gehaltes mit illegalen Underground-Fighting, der 'normale' Job als Rausschmeißer in einem besseren Nachtclub, welcher aber auch bald unter Beschuss genommen wird und von Kugeln aus dem Maschinengewehr zersiebt.

Im Vergleich zu den vielen letzten Arbeiten von Adkins geht es diesmal auch in eine andere Richtung. Ist die Geschichte zwar genretypisch, aber wichtiger auch dargereicht und interessanter. Mit anderen Schwerpunkten (und Grautönen) als bloß den vermehrt kurzen und knackigen Verfolgungs- und Actionszenen. Mit der ungewohnten Rolle als Vaterfigur auch plus dem Spielball von verschiedenen Geheimdienstorganisationen, mehr ('erwachsen' inspiriert) und Mainstream als rein für die Klientel des (Mixed) Martial Arts Geschehens und mit einem geschätzten Budget von 4.5 Mio. USD und der Unterstützung durch die Ukrainian State Film Agency, The Ministry of Culture, Youth and Sports of Ukraine und dem British Film Institute auch eine Spur aufwändiger, auch wenn man immer noch oftmals die direkte Konfrontation sucht und den Weg des geringsten Widerstandes geht. Nebendarsteller und ihre Figuren sind vergleichsweise solide bis präzise, Adkins selber schultert das Ganze und wirkt auch jederzeit nicht bloß als Schauspieler passend, sondern auch im nötigen Fall, bei dem Eindringen und dem Freikämpfen in einem Unterweltcasino oder dem Stören eines Einsatzkommandos als Mann für das Grobe. Was sich nicht vermeiden lässt, sind einige Längen oder auch ruhigere Phasen, die man hätte trimmen können, aber nicht zwangsläufig müssen, zudem wirkt der gesamte Film nicht nur, aber auch durch den Stillstand und der Erosion der Architektur weniger wie zeitlos, als vielmehr etwas (angenehm) archaisch, wie tatsächlich zu Beginn der 00er Jahre gedreht und dann vergessen und konserviert.

Details
Ähnliche Filme