Review

Vielleicht war es die seit 2006 registrierte, gestiegene Oberflächentemperatur des Paektusan, dem höchsten Berg und gleichzeitig aktiven Vulkan in der Mandschurei, welche die Autoren und Regisseure zu dem Katastrophenactioner inspirierte. Kim Byeong-seo und Lee Hae-joon konnten mit einem umgerechneten Budget von rund 18 Millionen Dollar hantieren, was der Optik durchaus anzusehen ist.

Auf dem Heimweg zu seiner Frau erlebt Bombenentschärfer Jo In-Chang (Ha Jung-woo) ein Erdbeben mit, welches nur den Vorboten für weitere bilden soll. Um dies zu verhindern, werden er und eine Truppe von Soldaten nach Nordkorea geschickt, um mithilfe des Doppelagenten Lee (Lee Byung-hun) atomare Sprengköpfe sicherzustellen und sie in einer Mine nahe des Paektusan zu positionieren. Doch ihnen läuft die Zeit davon…

Allerspätestens seit „Parasite“ darf man sich auf überraschende Beiträge aus Südkorea einstellen, die so manchen Blockbuster aus Hollywood in den Schatten stellen. „Ashfall“ kann zumindest auf Ebene der Spezialeffekte mithalten, was hier nach weniger als zehn Minuten Laufzeit munter illustriert wird. Da stürzen Hochhäuser ein, Brücken bröckeln, Trümmerteile werden zu tödlichen Geschossen und mittendrin ein Held, der hierfür rein gar gemacht scheint, zumal er als Leiter des Trupps durchaus Diskussionen nach einem direkten Befehl zulässt und sich von dem Doppelagenten lange Zeit auf der Nase herumtanzen lässt.

Zwar folgt die Geschichte im Kern gängigen Mustern des Katastrophenfilms mit schwangerer Frau, unterschätztem Wissenschaftler und eher inaktiven Politikern, doch da sich der Stoff primär im ersten Drittel nicht allzu ernst nimmt und einige Situationskomik einbindet, fährt er hernach eher auf den Pfaden eines Roadmovies mit vielen Stationswechseln, relativ viel Bewegung und wohl dosierter Action, die irgendwann in einer Panzerfahrt durch einen dicht bewachsenen Wald mündet.

Speziell das stets veränderte Verhältnis der Hauptfiguren sorgt für die notwendige Dynamik, zumal sich beide im Verlauf entwickeln und zwischendurch auch ihre menschlichen Bedürfnisse offenbaren, ohne dass die Chose ins Kitschige abdriftet. Zudem gesellen sich kleinere Wendungen, wobei ganz große Offenbarungen ausbleiben. Innerhalb politischer Diskrepanzen hält man sich eher zurück, indem Menschen aus Nordkorea lange Zeit rein gar keine Rolle spielen und auch China und USA mehr erwähnt werden, statt aktiv mitzumischen.

Trotz merklicher Längen, welche die 128 Minuten Laufzeit ein wenig zu ausladend gestalten, zeugt das starke Zusammenspiel der Mimen und die grundsolide Optik mithilfe des oftmals flotten Erzählflusses für kurzweilige Unterhaltung. In Sachen Katastrophenfilm alles andere als ein Meilenstein, doch die Mischung stimmt.
Knapp
7 von 10

Details