Review

An American Nightmare


Netflix lässt seinen Meistern freie Hand, 
da gerät man schonmal außer Rand und Band. 

Wie Scorsese letztes Jahr liefert nun Spike Lee (s)ein Magnum Opus ab, 
dieser Kämpfer und Rebell des Black Cinemas ist noch lange nicht schlapp. 

Erzählt wird von vier alternden, gezeichneten, schwarzen Vietnamveteranen zurück im Grün, 
man sieht Spiel- und Regiefreude förmlich spritzen und glüh'n. 

„Da 5 Bloods“ ist reich an Themen, Ansätzen und Tritten in Eier, 
das ist alles andere als die alte, heroische und unrealistische Vietnamleier. 

Vielleicht einer der ultimativen PTSD-Filme von nun an, 
zog mich dieser brutale Dschungeltrip sofort in seinen Bann. 

Ein feinster Essayfilm, persönlich und hart, 
selten war ein Wutball gleichzeitig dermaßen aufgeladen und zart. 

Grandios gespielt, aktueller denn je, 
noch lange kein gestriger Schnee,
bleiben nur ein paar wenige Abzüge in Note-B. 

Klar brauchen die schweren Themen zum Atmen Raum, 
dennoch hätte man hier und da wegrasieren können unnötigen Flaum. 

Auch die Figuren sind (zum Glück!) nicht immer leicht zu akzeptieren, 
und Lees Punkte und Ansichten haut er einem überdeutlich auf die Nieren. 

Dennoch kann man Wut und Engagement und Epik versteh'n, 
bei manchen Themen kann man als schwarzer Mann und Künstler sicher schonmal voll aufdreh'n. 

Was hat der Krieg mit diesen Männern gemacht?
Was hat ihr Opfer in den Nachkommen entfacht? 

Richtig geil, dass Netflix hält nichts vom Beschneiden, 
allein dafür können sie bestimmt einige klassische Studios nicht leiden. 

Doch „alle Macht dem Künstler“ ist und bleibt nunmal Idealzustand, 
genau so zieht man solche prägenden und mächtigen Werke und Meister ans Land. 

„Da 5 Bloods“ ist kein Film, der schnell wird vergeh'n, 
manch ein Blick, Bild oder Bruch wird sicher noch lange mit einem geh'n. 

Das hat Style, das hat Verve, Anspruch und Klasse, 
da muss man damit leben, dass das macht nicht allzu viel Kasse. 

Allein Delroy Lindo spielt sich fies und aggressiv den Hintern ab, 
sieht das nächstes Jahr die Academy nicht, ist sie endgültig nicht mehr auf Zack. 

Für mich jetzt schon deutlich eines der entscheidenden Werken dieses Jahr, 
selten war ein Regisseur in seinen Aussagen und Eierschwüngen derart deutlich und klar. 

Fazit: ein (polarisierendes?) Epos und ein Meisterwerk des schwarzen Kinos. Vielleicht minimal zu lang und gerade in der zweiten Hälfte sicher nicht tadellos und streitbar, aber doch enorm akut, kraftvoll, cool. Spike Lee hat es noch mächtig drauf. Und beweist sich als mutiger und wütender Arzt am Zahn der Zeit. Eindrucksvoll! 

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