Quiet is the new loud
Nach dem überraschend gelungenen ersten Teil zeigt John Krasinski hier erneut, was für ein fantastischer Spannungsregisseur er ist. Der Film beginnt am „Day 1“, also dem Tag der Alien Invasion, was ein cleverer Zug ist, denn so haben wir zum einen nochmals die Möglichkeit, die gesamte Familie Abbott lebendig zu erleben (oh, sorry, Spoiler zu Part I), zum anderen werden Zuschauer, die den Vorgänger nicht gesehen haben, direkt abgeholt und in die Welt eingeführt. Und zum dritten ist die Eröffnung ein Paradebeispiel für Suspense ganz in Hitchcocks Sinne: Wir wissen, dass da eine Bombe tickt, wir wissen nur nicht, wann sie hochgeht, wir wissen, was in dieser Straße, womöglich schon bei diesem Baseballspiel passieren wird, wir haben sogar schon Ausschnitte davon im Trailer gesehen und diese Anspannung ist es, die einen von Anfang an in den Film zieht.
Nach der ersten Nervenprobe schließt Teil 2 dann nahtlos an die letzte Szene des ersten Teils an. Das Tempo wird nicht ganz durchgehend gehalten, aber die eine oder andere „Füllersequenz“ ist verzeihlich, ebenso wie manch törichte Verhaltensweisen seitens unserer Hauptfiguren – da muss man in einem solchen Film eben einfach durch. Es gibt hier auch kaum solch eindrückliche Szenen wie den Nagel in der Treppe, Emily Blunt in der Badewanne oder das Baby im schwimmenden Sarg – Bilder, die sich im ersten Film regelrecht ins kollektive Horrorgedächtnis brannten. Doch glücklicherweise hat A QUIET PLACE PART II dennoch genügend Schauwerte und Spannungssequenzen zu bieten.
Manches Mal übertreibt es Krasinski diesmal sogar ein wenig, wenn er mehrfach diverse Suspense-Szenen einzelner Protagonisten ineinanderschneidet und sie mehr als einmal in nahezu parallelen Posen kulminieren lässt. Das nimmt den einzelnen Szenen etwas an Spannung und wirkt insbesondere gegen Ende dann doch leider etwas kitschig.
Apropos Ende – dies ist vielleicht der einzige wirkliche Wermutstropfen: Der Film endet komplett abrupt und unerwartet, so als wolle er einen dazu auffordern, rasch den dritten Teil einzulegen. Was am Schluss von Teil eins noch richtig rockte, sorgt hier eher für ein unbefriedigendes Gefühl. Schade. Und: Her mit Part III!