SINBAD ist, um es kurz und schmerzlos vorwegzunehmen, eine herbe Enttäuschung. Wer die alten Sinbad-Märchen und auch die besseren der bisherigen Sinbad-Verfilmungen kennt, wird wohl das Fehlen jeglicher orientalischer Elemente bei der Zeichentrick-Interpretation des Recken aus Tausendundeiner Nacht vermissen, ebenso wie bekannte Gestalten wie die Zyklopen oder den Vogel Roch. Unser Held bewegt sich nämlich lieber in den Gefilden der griechischen Mythologie, und wandelt unter anderen auf den Spuren des Odysseus´, wenn er sich z.B. mit den verführerischen Sirenen auseinandersetzen muß.
Das könnte man ja alles noch verkraften, leider ist die Story ebenso uninteressant wie die Charaktere, vom Witz und Esprit der Konkurrenten aus dem Hause Disney kann Dreamworks´ Kopftuchträger und seine Mannschaft nur träumen. Ein paar schale Gags von der Stange helfen ebensowenig weiter wie der sabbernde Köter, der immerhin einigen Kindern im Kino zu kickerndem Gelächter verhalf.
Um das Maß voll zu machen ging auch noch die optische Präsentation, sonst die Trumpfkarte amerikanischer Big-Budget-Zeichentrick-Produktionen, ziemlich in die Hose. Weniger als das halbe Budget von Disneys SCHATZPANETEN sorgt auf der Leinwand für eine sterile, CGI-verseuchte Optik, bei der die Effekte sich nicht wie bei der Konkurrenz harmonisch mit den Zeichnungen verbinden, sondern diese erdrücken. Dazu kommt, daß sie auch keinesfalls Referenzklasse sind, hier wäre auf alle Fälle deutlich weniger Rechner- und deutlich mehr Handarbeit sehr förderlich gewesen.
Daß die Charakterdesigns mir persönlich eher schablonenhaft und unsympathisch vorkommen, sei nur am Rander erwähnt.
Zum Schluß was Positives, der Soundtrack von Harry Gregson-Williams ist sehr atmosphärisch, wiegt natürlich aber nicht die erwähnten Mängel auf, könnte aber zum CD-Kauf überreden.
Fazit: Sinbad bietet unterdurchschnittliche Zeichentrick-Kost, und ist hoffentlich kein Wegweiser für die künftige Entwicklung des Genres.
Muß man nicht gesehen haben.