Als Sir Gawain am Hofe von König Artus auf die Frage nach einer Geschichte aus seinem Leben gerade antworten will, dass er noch nicht erzählenswertes erlebt hätte, wird er von dem mysteriösen grünen Ritter zu einem kuriosen Nur-ein-Schlag-Duell gefordert. Nachdem Gawain den grünen Ritter kurzerhand geköpft hat, erhebt dieser sich und fordert in exakt einem Jahr einen gleichen „Vergeltungsschlag“, bei dem dann Gawain unweigerlich seinen Kopf verlieren würde. Kurz bevor das Jahr um ist begibt sich Gawain auf die Suche nach der grünen Kapelle, um sich dort seinem Schicksal zu stellen...
Kennt eigentlich jemand noch Luc Bessons „Lancelot, Ritter der Königin“, der 1974 viele Kinogänger schwer vor den Kopf stieß, dafür aber die Kritiker begeisterte. An diesen absolut gegen jegliche Erwartungen gebürsteten Ritterfilm um die Suche nach dem heiligen Gral erinnert „The Green Knight“ - und zwar nicht seiner Geschichte wegen, die gleichsam wie damals eng mit der Artus-Sage verknüpft ist, sondern eben wegen des absoluten Willens der Macher, nicht die üblichen austauschbaren Fantasy- und Action-Motive im Blockbuster-Stil zu liefern. Wählte Besson einst eine Optik, die von Nahaufnahmen und harschem Realismus geprägt war, ließ David Lowery seinen Kameramann hier Bilder kreieren, in die man sich angesichts ihrer mitunter sehr morbiden Schönheit oder der an alte Meister erinnernden Farb- und Lichtgestaltung glatt verlieren könnte – betonte Langsamkeit hingegen ist das Markenzeichen beider Filme, denn auch „The Green Knight“ verweigert sich konsequent des heute ach so beliebten Tempogalopps. So darf sich der geneigte Zuschauer ganz auf die Bebilderung von Gawains poesievoller Sinnsuche nach einem eigenen furchtlos-ritterlichen Ich konzentrieren, die episodenhaft und keineswegs immer selbsterklärend dargereicht wird. Das mag viele Zuschauer überfordern, bietet aber auch viel Raum für Interpretationen, denn wenn man erst einmal seinen ganz eigenen Zugang zu diesem opulenten Bilderreigen gefunden hat, kann man sich diesem angesichts der spannenden Vieldeutigkeit kaum entziehen. Bildformat: 1,85:1. Mit Dev Patel, Alicia Vikander, Joel Edgerton, Sean Harris u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin