Als THE GREEN KNIGHT Anfang 2020 mit ersten Postern und Teasern angekündigt wurde, schürten die Bilder Erwartungen an ein bildgewaltiges Fantasy-Epos mit Dev Patel als Superhelden-Ritter an König Artus’ Tafelrunde. Doch Erwartungen sind dazu da, um unterwandert zu werden, zumindest ganz offensichtlich für Autor, Regisseur und Editor David Lowry.
Seine Verfilmung der Mythologie um Sir Gawain und den Green Knight – im Übrigen eine Weihnachtsgeschichte – ist ein heldenhaftes Ritter-Abenteuer so wie Jim Jarmuschs DEAD MAN ein Western war, so wie Nicholas Winding Refns VALHALLA ein Wikinger-Actionfilm war und so wie Lowrys eigener A GHOST STORY ein Gruselfilm war.
Statt spektakulärer Schwertkämpfe bekommen wir metaphorische Enthauptungen, statt großer Schlachten nur deren Überbleibsel, statt Heldentum fehlbare Menschlichkeit und statt eines Kreuzzugs eine Reise zur Selbstfindung. Das ist formal erfrischend, inhaltlich interessant, visuell oft atemberaubend und mit seinem doppelbödigen Ende auch hübsch clever, doch es bleibt eine recht langatmige, auch zu lange Geschichte, an die man emotional nie so recht anknüpfen kann, auch weil sie in ihrer sperrigen Erzählart wenig Zugang bietet.
Männliche Selbstfindungsmetapher, Abhandlung über die Sinnlosigkeit von Ruhm und Ehre oder Öko-Parabel über die Zerstörung der Natur, die letztlich im Gegensatz zum Menschen aber immer überleben wird? Es darf interpretiert werden.