Der Aufbau der Geschichte von Co-Autor und Langfilmdebütant Matthew Pope erinnert deutlich an den klassischen Film Noir. Am Anfang steht ein Rätsel, denn in der ersten Einstellung ist ein Ergebnis zu sehen, nicht jedoch, wie es dazu kam. Mit einigen Finten und diversen Wendungen erscheint der Krimi bisweilen etwas überambitioniert.
Nicht wirklich gut läuft es im Leben von Leigh (Bethany Anne Lind): Der Ex im Knast, Sohn Ryan (Jared Ivers) muss sich regelmäßig dem Bewährungshelfer stellen, das Verhältnis zu ihrem Vater Richard (Will Patton), dem örtlichen Cop ist seit jeher unterkühlt und nun will sie die Leiche verschwinden lassen, die sich mit großer Kopfwunde in ihrer Kfz-Werkstatt befindet…
Das Spiel mit der Wahrheit gelingt Pope recht gut, indem er mit einer Lücke einsteigt und ein Geheimnis aus den Vorgängen in der Werkstatt macht: War es Notwehr oder Mord? Was soll eventuell vertuscht werden? Gibt es Zeugen oder Indizien? Warum vertraut sie sich nicht ihrem Vater an? Wie viel hat Sohn Ryan mitbekommen? Wer war der Tote?
Am Anfang stehen unzählige Fragen im Raum, die eine Leiche zwangsläufig aufwirft und Pope lässt in regelmäßigen Abständen Hinweise einfließen, wobei er sich stark auf das Zusammenspiel der insgesamt wenigen Figuren konzentriert.
In diesem Kontext ist der Streifen nicht nur Krimi, sondern auch Charakterstudie. Leigh ist bei alledem das Zentrum. Sie legt eine Kette von Ereignissen in Gang, eine Spirale aus Fehlentscheidungen, die zuweilen etwas zu dick aufgetragen sind, wenn der Besitzerin einer Werkstatt erst nach einem Tag auffällt, dass es eine Überwachungskamera mit entsprechender Festplatte gibt.
Im Verlauf fällt allerdings auf, dass Pope sein Werk ein wenig überfrachtet. Leigh knabbert an einem Kindheitstrauma, welches zwar recht hübsch in einer Mischung aus Gegenwart und Flashback visualisiert wird, was jedoch nie seine volle Entfaltung erfährt. Andere Szenen wie das Treffen mit einem Dealer oder Ärger in einer Kneipe fallen beinahe völlig aus dem Zusammenhang und nehmen ein wenig Drive aus dem eigentlich recht ereignisreichen Treiben heraus.
Die Intensität der Erzählung verdankt sie primär den durchweg hervorragenden Darstellerleistungen. Allen voran Lind als in die enge getriebene Frau, die in einem latent moralischen Dilemma steckt, was vermehrt an ihren Kräften zerrt. Patton verleit dem Vater und Cop eine gewisse Kaltschnäuzigkeit, gepaart mit Gutmütigkeit dem Enkel Ryan gegenüber. Dieser von Ivers gespielte Junge strahlt permanent Unsicherheit und Angst aus, der aufgrund dieser Eigenschaften Fehler macht und sich dadurch fast schon im Teufelskreis befindet.
Vielleicht könnte das Finale, welches abermals mit kleinen Wendungen und überraschenden Verhaltensweisen aufwartet, nicht jedem gefallen, doch die im Grunde simple Ausgangssituation schürt in regelmäßigen Abständen Suspense, während die weitgehend schnörkellose Inszenierung beinahe angenehm altmodisch anmutet.
Wer es eher ruhiger und figurenbezogen mag, könnte mal reinschauen.
Knapp
7 von 10