Die Nuklearkatastrophe von Fukushima hatte natürlich nicht die Ausmaße des Super-Gaus von Tschernobyl, doch die Ereignisse reichten aus, in vielen Ländern den raschen Atomausstieg anzutreiben. Die Folgen in Japan sind indes immer noch verheerend und es dürfte Jahrzehnte dauern, bis sich das Gebiet rund um Fukushima auch nur ansatzweise erholen wird.
11. März 2011: Erst das Erdbeben Stärke 9, dann eine meterhohe Tsunamiwelle, die weite Teile des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi unter Wasser setzt. Leiter Yoshida (Ken Watanabe) und sein Team arbeiten fieberhaft daran, die Reaktoren zu kühlen, ansonsten droht Überhitzung, Kernschmelze und eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes…
Die Handlung steigt ohne Vorgeplänkel ein und konzentriert sich in den ersten Minuten auf die Wucht der Naturkatastrophe, was umgehend Konsequenzen für den Betrieb im Kraftwerk hat. Zunächst laufen noch die Notstromaggregate, doch als diese ebenfalls ausfallen, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Effekte sind sauber in Szene gesetzt, spätere Explosionen sehen ebenfalls überzeugend aus.
Dass unter den Mitarbeitern ein militärisch anmutender Ton herrscht, mag der japanischen Mentalität geschuldet sein, doch zuweilen geht die uneingeschränkte Aufopferung einiger Arbeiter in Richtung Himmelfahrtskommando. Beim so genannten Venting muss ein Team innerhalb von zwanzig Minuten per Hand zum Ventil, um entsprechend Druck abzulassen und ein Explodieren der Behälter zu verhindern. Dabei setzen sie sich erhöhter Strahlung und massiver Hitze aus, doch der kollektive Zusammenhalt scheint diesbezüglich unerschütterlich.
Das ehrt selbstverständlich jene verantwortungsvolle Kräfte, die seinerzeit vor Ort viel riskierten, doch zuweilen schießt man deutlich übers Ziel hinaus.
Zumal anderweitig mit keiner Silbe erwähnt wird, dass es bereits vor der Katastrophe deutliche Hinweise auf Konstruktionsmängel gab und der Schutz vor Erdbeben nur unzureichend war. Die nicht ganz unwesentliche Rolle der Betreiber wird eher beiläufig thematisiert, nur der damalige Premier, der wie ein cholerischer Dämlack rüberkommt, gerät einige Male in den negativen Fokus. Somit findet sich nur schwerlich eine Identifikationsfigur, selbst Yoshida scheint der Verantwortung mitunter nicht ganz gewachsen, wobei er sich immerhin widersinnigen Anordnungen entgegenstellt.
So richtig mitreißend gerät das Krisenmanagement im Verlauf nicht, obgleich das Tempo nahezu kontinuierlich flott ist. Warum Regisseur Setsurô Wakamatsu jedoch mit Rückblenden völlig unwichtiger Nebenfiguren hantiert und final eine kleine Intervention des US-Militärs glorifiziert, erschließt sich nicht so ganz. Um auf wirklich wichtige Punkte einzugehen, hätte man sich eher auf die Evakuierung der angrenzenden Bewohner konzentrieren sollen, was gleichermaßen die Dringlichkeit untermauert hätte.
Somit geraten die rund 122 Minuten immer nur dann spannend, wenn einzelne Personen in prekären Situationen viel riskieren. Doch das Taktieren, einschließlich Kompetenzgerangel und Streit wird häufig von gnadenlosem Overacting begleitet, während sich phasenweise etwas zuviel Pathos einschleicht. Immerhin hält sich das Drehbuch haargenau an die zeitlichen Fakten, doch auf dramaturgischer Ebene wäre deutlich mehr drin gewesen als ein halbwegs unterhaltsamer Katastrophenfilm, der sich nicht allzu kritisch mit den Hintergründen auseinander setzt.
5,5 von 10