„Anger Management“ – also Wutbewältigung, das steht als Titel über dieser Komödie und man braucht schon eine Menge des Gleichen (oder grenzenlose Hingabe zu so talentlosen Komikern wie Adam Sandler), um diesen Film schadlos zu überstehen.
Man muß Wut über Sandlers „Dave Buznik“ verarbeiten, diesen endlosen und hassenswert verweichlichten Punchingball seiner Umwelt; man muß Ärger unterdrücken über die nervtötenden Eskapaden von Jack Nicholsons Therapeuten „Buddy Rydell“, die ebenso exaltiert wie übertrieben sind; man muß Marisa Tomeis „Linda“ überwinden, die diesen rückratlosen Flachköpper Dave auch noch liebt und man muß die spinnerten Nebenfiguren überleben, die einem einfach so auf den Sack gehen und zu denen so namhafte Darsteller wie Woody Harrelson, Luis Guzman oder John Torturro gehören.
Womit der Plot dieses Films auch schon hinreichend beschrieben wurde: Dave ist ein alles schluckendes Weichei mit Schwanzneurose, das durch eine Reihe von peinigend blöden und übertriebenen angeblichen Mißverständnissen droht, ins Gefängnis zu gehen, wenn er nicht eine Agressionstherapie macht, zu der der ebenfalls nicht sonderlich zurechnungsfähig wirkende Dr.Rydell bei ihm einzieht und ihn auf Schritt und Tritt verfolgt – bis er ihm am Ende sogar beinahe noch die Frau ausspannt.
Ich verrate wohl kaum etwas Überraschendes, wenn ich an dieser Stelle ankündige, daß sich der ganze Jokus am Ende als eine Art Plot-Klau von David Finchers „The Game“ entpuppt, bei dem die halbe Welt samt US-Justiz und diverse Institutionen offenbar für lau eingespannt wurden, um einem Loser mal wieder ein gutes Lebensgefühl zu geben, wie realistisch und wahrscheinlich das aussieht, lassen wir mal getrost weg.
Sandler war nie ein großer Künstler, seine ständigen Film-Simpel kriegen immer ihre Lebenslektionen, wenn sie es nicht sowieso durch ihre Andersartigkeit schon überwunden haben, aber wem die Figuren (bzw. ist es eigentlich immer die gleiche Figur) zu debil ist, der hat sicher auch Recht.
Dagegen steht Jack Nicholson dann automatisch kreativ auf dem absteigenden Ast, er stürzt sich in totales und meistens nicht zum Plot passendes Overacting, als würde hysterisches Hin und Her so etwas wie Comedy bedeuten. Er tanzt damit nicht nur Dave, sondern auch dem Publikum auf der Nase herum und alles wartet nur gespannt darauf, daß er endlich mal auf die Fresse bekommt – was hier aber zu vier Fünfteln nicht geschieht.
So bewirkt „Die Wutprobe“ wohl eher eine Art „Wutstau“, bei dem man am liebsten schreien möchte, daß Sandler endlich explodiert, alles in Reichweite killt und sich beruhigt auf den elektrischen Stuhl setzt, aber Peter Segal (nicht gerade das absolute Comedy-Wunderkind, sondern eher ein Freund letztlich immer familienfreundlicher Ware) steuert dann auch noch auf das saccharinsüße Dutzendhappyend samt Heiratsantrag im vollbesetzten Yankee-Stadion zu, das man nicht nur schon hundertfach so oder ähnlich hatte, sondern das auch noch die dolle Schlußpointe setzt, auf die wir schon dreimal gekommen sind.
Abgesehen von der Unlogik der nicht komplett steuerbaren Handlungen eines Einzigen, darf man also fast 100 Minuten beiwohnen, in denen der Protagonist einer Flipperkugel gleich immer nur einsteckt, wieder und wieder, bis es einem schon hochkommt und man nach Jim Carrey schreien möchte, der schon wild grimassierend zurückgekeilt hätte, was wenigstens eine witzige Niederlage nach sich gezogen hätte.
Notfalls hätte es vielleicht auch eine winzige Portion Charme getan, aber der hier vollzogene alberne Vollzirkus kann dem denkenden Menschen so auf den Senkel gehen, daß man nach Ansicht eine Therapie nötig hat.
Welcher Berufsverband hat dieses Machwerk eigentlich finanziert? (2/10)