Review

Abgehakt


Das Original ist einer der stärksten, eigensten und gesellschaftskritischsten Horrorfilme der 90er, mit einem alles überragenden Tony Todd. Die beiden Fortsetzungen sollen zwar nicht grottig sein, aber man kann sie wohl guten Gewissens vernachlässigen, was ich immer tat. Und nun kommt 2021 ein „neuer“ „Candyman“, der eh einen ähnlichen Weg geht wie „Halloween“ und eher ein direktes, spätes Sequel als Remake ist. Von Jordan Peele produziert, Indiedarling Nia DaCosta inszeniert, mit klarem Bezug auf seine Historie und das (wohnwirtschaftliche, gesellschaftliche wie gewalttätige) Verhältnis Amerikas zu seiner schwarzen Bevölkerung. Aktueller und wichtiger geht’s also kaum. Erzählt wird die Geschichte eines Malers in Chicago, dem die Legende und Faszination des Candyman blutiger aus seiner Schaffenskrise hilft, als er es anfangs gedacht hätte…

„Candyman“ (2021) ist ein klasse Horrorfilm, eigenständig und doch seine Geschichte, seine Vorbilder, seine Themen ehrend. Blutig und stylisch, von herausgerissenen Kehlköpfen durch die typische Hakenhand über eklige Bodyhorroreinschübe bis hin zu Gänsehautscherenschnitten (oftmals auf echten Fällen basierend) für Backstory und B-Note. Spiegelnd, schockierend, schmerzhaft. Bienen und Bestien. Schwärme und Schmerzen. Manchmal wird man das Gefühl nicht los, dass etwas zu früh weggeschnitten wird und die Kills ruhig noch expliziter hätten sein können, manch eine Rückblende und Nebenstory hätte es wohl nicht gebraucht. Gerade gegen Ende begeht man dann doch noch ausgetretene Pfade. 100% rund ist das nicht, das gesamte, riesige Potenzial wird nicht komplett abgeschöpft. Aber insgesamt ist dieses Upgrade und diese Fortsetzung der urbanen Legende mehr als sehenswert, eine mehr als gern gesehene Überraschung, mehr als nur die Gentrifizierung der Angst. Vom verdrehten Intro bis zum puppenspielenden Outro - gewollt und gekonnt!

Fazit: für mich sogar fast auf Augenhöhe mit seinem seiner Zeit voraus gewesenen Vaterfilm. Stilistisch super sicher, thematisch kraftvoll, schauspielerisch potent. So habe ich meine „Remakes“ am liebsten - wenn sie gar keine sind! 

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