iHaveCNit: James Bond 007: Keine Zeit Zu Sterben (2021) – Cary Joji Fukunaga – Universal/MGM
Deutscher Kinostart: 30.09.2021
gesehen am 30.09.2021 in Dolby Atmos
Astor Filmlounge MyZeil Frankfurt – Mitternachtspreview 00:07 – Saal Astor 1 – Reihe D, Sitz 7
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – 19:25 – Kinosaal 9 – Reihe 9, Sitz 16.
gesehen am 03.10.2021
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – 14:30 – Kinosaal 8 – Reihe 13, Sitz 18.
Wenn eine Filmreihe für mich den größten Einfluss auf meine Filmleidenschaft hat, dann sind es die Filme um „James Bond“. Mein erster Berührungspunkt mit „James Bond“ im Kino war nach langer Zeit ausschließlicher Sichtung der vorherigen Filme auf VHS-Kassetten dann auch der erste Film mit dem damals neuen Bonddarsteller Daniel Craig, der sich mit „Casino Royale“ in mein Herz gespielt hat. Damals konnte ich nicht ahnen, welchen Einfluss Daniel Craigs Bond bei mir haben wird und auch in welche Richtung sich dessen Filme entwickeln werden, denn der sich mit der Zeit entwickelte Handlungsbogen, der sich über mehrere Filme erstreckt ist so gesehen ein Novum für die Reihe gewesen, die bis auf Selbstreferenzen eher auf für sich allein stehende Agentenabenteuer fokussiert war. Die Ausrichtung mit Daniel Craig ist dann auch Fluch und Segen zugleich, denn durch einen Streik der Drehbuchautoren, neuen rechtlichen Möglichkeiten, geleakten Drehbuchfassungen und auch kreativen Differenzen zwischen den Beteiligten ergibt sich doch beim großen Ganzen am Ende keine klare, konsistente Linie, da aus kreativer Sicht zu viele Personen hinter den Kulissen einen Einfluss auf das endgültige Ergebnis genommen haben. „No Time To Die“ bzw. „Keine Zeit Zu Sterben“ ist davon durchaus auch betroffen. Doch bevor Daniel Craigs Abschiedsvorstellung bzw. die Abschlusstournee starten konnte, kam ergänzend noch eine weltweite Pandemie mit erheblichem Einfluss auf die Filmindustrie und den Kinomarkt dazwischen , die das Warten auf die Abschiedstournee von Daniel Craig noch weiter nach hinten verschoben hat, als es dass durch kreative Differenzen bedingt durch den Regisseurwechsel von Danny Boyle zu Cary Joji Fukunaga und sehr vielen Drehbuchanpassungen bereits der Fall war. Als Bondfan ist man jedoch sehr leidensfähig und geduldig – zumindest kann ich das für mich sagen, auch wenn mich sowohl die inneren als auch äußeren Einflüsse der ständigen Verschiebungen genervt haben. Umso mehr konnte ich es kaum erwarten, als der Film letztendlich seine Premiere und Daniel Craig seine Abschiedstournee durch die Kinos dieser Welt feiern darf. Nach der Sichtung des Films gibt es von mir ein paar Worte zu verlieren: „Mutig“ , „Konsequent“ und „Polarisierend“. Ich danke Daniel Craig somit, dass ich seine Reise als James Bond miterleben, genießen und seine letzte Reise mitgehen konnte.
Bond hat mit seinem Leben als Agent abgeschlossen und lebt zurückgezogen in Jamaika, bis ihn sein alter Freund von der CIA, Felix Leiter um einen Gefallen bittet. Ein Wissenschaftler und die von ihm entwickelte Technik ist entführt und entwendet worden. Bond willigt ein – ohne zu ahnen, wie tief er damit seine eigene Vergangenheit bewältigen muss und mit welcher Bedrohung er es zu tun hat.
Ich habe an dieser Stelle das Schreiben der Kritik für einige Tage unterbrochen, da ich sowohl zeitlich stark verplant war, als auch einige Nächte über den Film schlafen konnte. Alles nur damit ich auch hier die richtigen Worte finden kann. Ich habe mitbekommen, dass der Film die Fangemeinde spaltet wie scheinbar kein Bondfilm zuvor – da ist es natürlich immer die Frage mit welcher Erwartungshaltung der Film gesehen wird und wie jeder Bondfan für sich selbst seine eigenen Kriterien festlegt, was er in einem Bondfilm sehen möchte. Für mich, der sowohl mit der Bonddarstellung von Sean Connery als auch Timothy Dalton sehr viel anfangen kann, war dann mit Daniel Craig ein weiterer großartiger Bonddarsteller geboren, den ich als meinen ersten Bonddarsteller auch im Kino begleitet habe. Die Härte, aber auch das Gefühl hinter seiner Bonddarstellung findet auch in „No Time To Die“ wieder statt und wir werden hier durchaus mit die emotionalste Darstellung eines Daniel Craigs sehen. „No Time To Die“ ist wie ein klassischer Bondfilm nach der klassischen Formel strukturiert, der in seiner Struktur und des Handlungsverlaufs einige Wendungen innerhalb der erzählten Geschichte bietet. Diese Wendungen sind zum einen überraschend und unerwartet, führen aber innerhalb der Craig-Ära zu einem konsequenten, mutigen und absolut nachvollziehbaren Ende. Einer der Kerne der Handlung des Films ist die Beziehung von James Bond und der bereits in „Spectre“ etablierten Madeleine Swann und in gewisser Art und Weise steht und fällt der Film mit ebendieser Beziehung. Da ist die Frage, ob man hier nur „No Time To Die“ bei einer Wertung berücksichtigen oder auch die bereits vorangestellten Entwicklungen in „Spectre“ berücksichtigen muss. In „Spectre“ war die Entwicklung der Liebesgeschichte der beiden sehr holprig und wirkte damit eher behauptet als glaubwürdig herausgearbeitet und gespielt. Aus diesem Gesichtspunkt und diesem Aufbau würde „No Time To Die“ eher abgewertet als aufgewertet werden, denn völlig losgelöst von „Spectre“ funktioniert die Beziehung zwischen Daniel Craigs James Bond und Leá Seydouxs Madeleine Swann in „No Time To Die“ wesentlich besser und runder, so dass mich diese Liebesgeschichte hier emotional bekommt und ich diese Säule des Films absolut fühle. Mit 163 Minuten ist der Film der längste Film der Bondreihe und ein richtiger Brocken. Er hat auch mit einer ca. 20 Minuten langen zweigeteilten und sehr abwechslungsreichen Vorspannsequenz die längste Sequenz der Reihe – Der Einstieg in den Film gibt auch ein wenig den Marsch vor. Danach geht es in die sogenannten Main-Titles, bei denen die wichtigsten Namen von Cast und Crew, der Titelsong und Silhoutten weitere Elemente des Films und Referenzen zu bieten haben. Auch wenn ich eher weniger mit Billie Eilishs Musik zu tun habe, gefällt mir ihr Song sehr gut, weil er mit seinem Text, seiner Melodie und seinem Rhythmus genau sehr gut die Gefühlslage des Films einfängt. Die „Main-Titles“ sind sehr interessant und haben auch tolle Übergänge bei Start und Ende zu bieten. Wo wir bei der Musik des Films sind. Als großer Hans-Zimmer-Fan war es für mich immer ein Traum, mal einen Bondscore von ihm zu bekommen und mit „No Time To Die“ war es dann soweit. Neben schönen Referenzen an vorige Bondscore und sogar stellenweise eingeflochtene Melodien von bekannten Zimmer-Scores ist natürlich die Einbettung von Melodien von Eilishs Song als auch durchaus an der ein oder anderen Stelle eine eigene Identität des Zimmerscores für speziell „No Time To Die“ zu spüren. Zimmers Score hat damit für mich einen ganz speziellen Platz im Herzen bekommen. Die Action des Films ist auch einigermaßen abwechslungsreich. Mir hat an dieser Stelle jede Actionsequenz gefallen – von Matera über Kuba bis hin zu Norwegen und die große Action im Showdown. Trotz einer eher wackligen Kamera hat es sich Regisseur Cary Joji Fukunaga auch nicht nehmen lassen eine kleine Plansequenz einzubauen, die ja im Hinblick auf seine vorigen Werke wie zum Beispiel die Serien „True Detective“ und „Maniac“ zu einem kleinen Steckenpferd geworden sind. Kommen wir zu den Antagonisten des Films. Nach „Spectre“ war klar, dass es zu einer Wiederkehr von Christoph Waltz und damit Ernst Stavro Blofeld kommen wird. Hier spult er im Endeffekt sein Standardprogramm ab, dass aber in einer sehr spannenden und gut gespielten Szene super in den Film passt. Als weiteren Antagonisten haben wir den Oscarpreisträger Rami Malek, dessen Plan und dessen stellenweise eher blasse, fast gleichgültige, gefühlsleere Performance durchaus nach mehreren Sichtungen und einer empathischen Reflektion seines Charakters Sinn ergibt und auch die Bedrohung, die durch seinen Plan ausgeht als auch in einigen Sequenzen ist für mich spürbar und plausibel. Der Plan des Gegners, der in gewisser Art und Weise die moderne Fassung eines Plans eines Gegners eines vorigen Bondfilms ist, der musikalisch in den Film eingebettet ist, ist in seiner Endgültigkeit und Konsequenz schon extrem und bedrohlich. Beim Personal des MI6, das auch in diesem Film wieder von Ralph Fiennes (M), Rory Kinnear (Tanner), Naomie Harris (Eve Monepyenny) und Ben Wishaw (Q) gespielt wird, gefällt mir vor allem Ralph Fiennes und auch eine Kleinigkeit bei Ben Wishaws Q ist sehr cool und amüsant. Zum Personal gesellt sich dieses Mal auch die von Lashana Lynch gespielte Agentin „Nomi“, die durchaus ein paar unterhaltsame Szenen bekommt, aber auch für Diskussionen gesorgt hat. Bis auf wenige Nuancen ist bei ihr sowohl die afrobritische Herkunft als auch ihr Geschlecht gar kein Thema. Da stelle ich mir die Frage, ob das nicht ein zweischneidiges Schwert ist, wenn es zum einen um feministisches Empowerment als auch Diversität geht – weil dieses fast geschlechts- und identitätslose Inszenieren ihrer Figur durchaus auch den gegenteiligen negativen Effekt haben kann. Als Fan von Casino Royale hat es mich gefreut, auch Jeffrey Wrights Felix Leiter wiederzusehen. Bei den weiteren Charakteren haben wir sowohl Dali Benssalah´s Killer „Cyclops“, Billy Magnussens „Logan Ash“ als auch David Denciks „Valdo Obruchev“, deren wenn auch oberflächliche Doppelbödigkeit ein wenig das Spannungselement erweitert. Als letzte Frau, die hier nicht unerwähnt bleiben sollte, gibt es Ana De Armas „Paloma“, deren Rolle trotz Oberflächlichkeit sehr viel Spaß macht und auch in Sachen Action einiges zu bieten hat. Nun möchte ich aber auch langsam zum Ende kommen. Das Ende ist mutig, konsequent und wird polarisieren. Ich habe den Film bis jetzt dreimal gesehen und auch wenn ich das Ende bereits kenne und ich weiß was mich erwartet, nimmt mich das Ende immer wieder emotional mit. Allgemein hat mich der Film auf eine wirklich emotionale Reise mitgenommen. Darüber hinaus fand ich die offensichtlichen Referenzen an einen meiner Lieblings-Bondromane von Ian Fleming großartig. Genau wie das Buch hat mich der Film mit seinem Ende schockiert und emotional ausgelaugt. Auf eine sehr positive Art und Weise. Auf diesem Wege möchte ich Daniel Craig für 15 großartige Jahre als James Bond danken. Auch wenn der Film durchaus Schwächen und Angriffspunkte bietet, hat er mir gut gefallen und als Fan muss ich sagen, dass der Film durch diverse Elemente, die ich an dieser Stelle nicht spoilern möchte, nicht nur im Bereich der James-Bond-Filme, sondern auch von Filmen allgemein Geschichte geschrieben hat und daher ein „Must-See“-Erlebnis ist – vor allem im Kollektiv auf der ganz großen Leinwand. Und als Bond-Fan und Fan von Daniel Craigs Performance als James Bond werde ich diesem Film nicht nur diese 3 bisherigen Sichtungen widmen. Daher ist meine Wertung durchaus von subjektivem und persönlichem Empfinden geprägt, so dass ich vielleicht auch den ein oder anderen Bonuspunkt in der Wertung gelassen habe.
„James Bond 007: Keine Zeit Zu Sterben“ - My Third Look – 9/10 Punkte.