Review

Erfreulich harter Streifen…01.07.2020

Wenn sich im großen Finale des eh schon recht harten Films zwei Damen mit allem beharken, was im Haushalt zu finden ist, dann ist das der großartige Abschluß eines mit den Sehgewohnheiten spielenden, am Ende aber doch recht geradlinig inszenierten Streifens. Zwölf Menschen erwachen auf einer Waldlichtung, finden eine Kiste mit einem Ferkel – und ab da wird Jagd auf sie gemacht. Im Laufe des Films werden die Hintergründe aufgedröselt, man erfährt etwas über Internetgepflogenheiten und Verschwörungstheoretiker, man lernt, daß man als CEO eines börsennotierten Unternehmens möglichst keine zweideutigen Texte verfassen sollte – und vor allem lernt man, daß man die Richtige erwischen muß, wenn man nicht selbst zur Gejagten werden will.

Das alles wird in einem sehr kurzen und kurzweiligen Film bestens dargeboten. Heiter hier vor allem das Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers: die hübsche Blondine und der kernige Naturbursche, denen man sich in den ersten Minuten der Jagdphase mehr widmet als dem gesichtslosen Rest sind eben nicht die Helden des Films, ihnen ist ein ganz anderes Schicksal beschieden. Verblüffend auch die Härte, mit der es zur Sache geht, da hat die Abteilung Effekte allerhand zu tun, es wird geblutet und verwundet, daß es schon fast in Richtung Splattergenre geht.

Aber wie wir ja wissen, sind selbst gut gemachte Actionfilme nichts werte, wenn die Protagonisten es schauspielerisch nicht können. Das ist hier nicht der Fall – Hilary Swank kann es ohnehin, und kämpfen auch, seit dem Million Dollar Baby, und Ihre Gegenspielerin, Betty Gilpin, gibt die ernüchtertet Frau, die schon alles gesehen hat – was auch zum einen oder anderen treffend sarkastischen Oneliner führt. Kurzum, hier hat man mit viel Liebe zum Detail einen herausragenden Vertreter aus dem Minigenre des Menschenjagdfilms geschaffen, der durch ein paar launische politische Kommentare, eine interessante Ausgangslage, gutes Personal und knackig-brutale Action besticht. Gab es so schon lange nicht mehr zu sehen, und daher auch von mir einen Extrapunkt dazu, somit 9/10.

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