"Red Corner" widmet sich einem brisanten Thema: Dem chinesischen Autoritätsstaat und seiner gnadenlosen Willkür-Justiz. Kann ein zu Unrecht angeklagter amerikanischer Geschäftsman dem System entrinnen?
Die Rollen von Gut und Böse sind hier natürlich, von Alibi-Ausnahmen abgesehen, klar verteilt aber schaden tut dies dem Film keineswegs: "Red Corner" überzeugt nicht nur durch eine reizvolle Thematik, darüberhinaus weiss nämlich auch die handwerkliche Umsetzung zu gefallen. Die Schauplätze sind abwechslungsreich gestaltet und erzeugen ein insgesamt glaubhaftes Fernost-Flaire. Unter anderem steht hierbei ein wenig einladender Knast auf dem Programm, aber auch verwinkelten Slums und bedrückenden Volksgerichtssäalen wird ein Besuch abgestattet. Highlight ist hierbei zweifelsfrei eine rasante Verfolgungsjagd quer durch und über ein eben solches Armenviertel. Doch auch die eigentliche Suche nach der Wahrheit, insbesondere vor der parteigelenkten chinesischen Justiz, gestaltet sich packend und stimmig in Szene gesetzt.
Wenn man denn in technischer Hinsicht etwas bemängeln wollte, so könnte man eventuell anführen, daß beispielsweise ein Tony Scott die Thematik etwa nach "Spy Game"-Vorbild optisch womöglich noch reizvoller gestaltet hätte. Jon Avnets Inszenierung bleibt im direkten Vergleich trotz aller Souveränität letztlich ein wenig zu standardisiert und uninspiriert.
Stark zeigen sich im weiteren aber noch die darstellerischen Leistungen: Schönling Richard Gere zeigt mit gewohntem Charme eindrucksvoll, daß er noch nicht zum alten Eisen gehört, auch körperlich. Eine wirklkich überzeugende Performance, wie auch das engagierte Auftreten Bai Lings.
Fazit: Sehenswerter Thriller mit interessantem Szenario, welches natürlich nicht ganz wertneutral durch die amerikanische Brille dargestellt wird. Technisch solide umgesetzt, spannend und stark gespielt.