War Teil 1 noch ein dreistes, aber durchaus unterhaltsames The Warriors & Escape from New York Ripp-Off, so setzt Castellari in der unvermeidlichen und nicht minder spaßigen Fortsetzung auf endloses Dauerfeuer aus allen Rohren, verpackt in einer simplen Revenge-Geschichte.
Die Bronx ist nun endgültig am Ende und auch von den verschiedenen Banden ist nach dem finalen Massaker des ersten Films nicht mehr viel übrig geblieben. Trash (Mark Gregory) und Co. hausen in der Kanalisation und werden erst durch die flächendeckende „Säuberungsaktion" eines Großkonzerns aufgeschreckt. Dieser hat die Bronx gekauft und will das heruntergekommene Gelände komplett abreißen, um es anschließend wieder neu aufzubauen. Wer nicht freiwillig gehen will, wird von dem diabolischen Wrangler (Henry Silva) und seinen Truppen gnadenlos niedergemetzelt. Als irgendwann auch die Eltern von Trash dran glauben müssen, bläst der zum Gegenschlag....
Spätestens ab diesem Zeitpunkt heißt es dann Beirut Reloaded. 80 Minuten Häuserkampf mit Geballer im Minutentakt. Das mag auf den ersten Blick vielleicht etwas ermündend klingen und entpuppt sich bei genauerem Hinsehen auch als ziemlich eintönig, allerdings vermeidet Castellari durch den anhaltenden Kugelhagel eventuelle Langatmigkeiten, denn wenn man mal ehrlich ist, dann hat die Story nicht mehr als Alibicharakter. So darf also pausenlos in Großaufnahme und in Zeitlupe gestorben werden, was im Vergleich mit dem Vorgänger noch eine Nummer härter vonstattengeht und glücklicherweise diesmal fast ausschließlich unter Zuhilfenahme von Schusswaffen geschieht. Wo im ersten Teil noch der Fokus auf Fäusten, Messern und Säbeln lag, da wird jetzt einfach munter drauflos geschossen.
Dazu gibt's noch ein paar ordentliche Explosionen, deftigen Flammenwerfereinsatz und fertig ist ein feuriger Actioncocktail mit hohem Bleianteil. Allerdings fehlen dabei die wirklich große Schauwerte und so ist die Krawallorgie zwar durchaus spaßig, aber auf Dauer eben auch etwas einschläfernd, denn wenn der hundertste Mensch erschossen auf die Straße purzelt, dann sieht das immer noch so aus als wär's der erste.
Abseits der Action herrscht solider Italo-Standard (Kamera, Score), was man angesichts des schmalen Budgets nicht hoch genug bewerten kann. Die Location macht wieder echt was her und vermittelt schön dreckige Endzeitstimmung (auch wenn's ja eigentlich keine Endzeit ist). Klar, das Script ist natürlich ziemlich dürftig, aber bietet dafür dieses Mal nicht ganz so viel unfreiwillige Komik, was sich in Verbindung mit den weit weniger albernen Kostümen positiv auf die Atmosphäre des Films auswirkt.
Der Cast besteht aus weniger Stars als im ersten Teil, aber besonders Henry Silva (Der Mafiaboss, Der Berserker) glänzt als mieser Killer und mit Antonio Sabato (Blutiger Schweiß) und Ennio Girolami (Der Tag der Cobra), der auch schon im Vorgänger mit von der Partie war, bekommt der Genre-Fan einige bekannte Gesichter geboten. Leider entpuppt sich Mark Gregory wieder als ziemlicher Reinfall, auch wenn er diesmal nicht ganz so tuckig durch die Gegend eiert wie zuvor. Den Helden, der mal eben so die Privatarmee eines Multi-Million-Dollar-Unternehmens über den Haufen schießt, nimmt man dem Spaghettiärmchen aber zu keinem Zeitpunkt ab.
So bleibt unter dem Strich strunzdummer, aber unterhaltsamer „Endzeit"-Trash aus Italien, der mir sogar noch ein wenig besser gefallen hat als der Vorgänger, da die Albernheiten (Outfits, Make-Up) deutlich zurückgeschraubt wurden und es dafür erheblich mehr Action (wenn auch etwas monoton) gibt. Das Drehbuch von 3 Seiten Umfang und die Darstellerrige, bei der, mal abgesehen von Silva, wenig passt, verhindern jedoch eine höhere Bewertung. Wem aber Trash's erster Einsatz schon gefallen hat, oder wessen Herz für die italienische Filmindustrie dieser Dekade schlägt, der kann bedenkenlos zugreifen. (6/10)