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Staten Island, der südlichste der 5 Stadtbezirke von New York, ist so etwas wie das Stiefkind der berühmten Metropole: kaum eine halbe Million Einwohner lebt dort, wo sich jahrzehntelang die größte Mülldeponie der Stadt befand, und entsprechend gering ist das Ansehen der Gegend bei ihren Bewohnern, die hauptsächlich der weißen Mittelschicht angehören.
So denkt auch Scott Garlin (Pete Davidson), ein 24-jähriger arbeitsloser Bursche, der noch bei seiner Mama wohnt (sein Vater, ein Feuerwehrmann, kam bei einem Einatz ums Leben) und nicht so recht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Derzeit hat er eine lose Beziehung mit Kelsey (Bel Powley), einem Mädel aus der Nachbarschaft, die auch nicht recht weiß, wieso sie sich zu ihm hingezogen fühlt. Meist hängt Scott, dessen ihm zum Leidwesen seiner Mutter nie als Vorbild dienende Schwester Claire (Maude Apatow) gerade ihren Abschluß feiert, mit seinen Freunden herum, raucht Gras und denkt daran, einmal ein berühmter Tätowierer zu werden. Doch trotz einer gewissen künstlerischen Begabung sind seine zahlreichen Werke, die nicht nur seinen, sondern auch die Körper seiner Kumpels zieren, von durchgehend miserabler Qualität, was Scott jedoch nicht davon abhält, fleißig weitere Übungsobjekte zu suchen.
Als die Clique mal wieder kiffend am Kanal abhängt, kommt ein vielleicht 10-jähriger Schulbub vorbei, der sich interessiert an Scotts Tätowierkünsten zeigt: er will auch ein Tattoo haben. Doch kaum ist die pieksende Nadel angesetzt, überlegt es sich der Kleine anders und läuft davon. Mit diesem harmlosen Zwischenfall jedoch beginnen Veränderungen in Scott gleichförmig dahinplätscherndem Leben: der Vater des Kindes, Ray Bishop (Bill Burr), kreuzt bei Scotts Mama Margie (Marisa Tomei) auf, droht mit einer Klage und verlangt Schadensersatz. Margie versucht zwar, zu vermitteln (sie ist Krankenschwester), muß sich jedoch eingestehen, daß sie wieder einmal kein Mittel hat, ihren Sohn zu disziplinieren. Der ist sich übrigens keiner Schuld bewußt - schließlich hatte er doch den Kleinen zweimal gefragt, ob er wirklich ein Tattoo will. Wenige Wochen nach diesem Vorfall steht Ray erneut vor Margies Tür: diesmal will er sich entschuldigen. Er habe überreagiert wegen seinem Sohn und das alles sei doch nicht so schlimm. Und ob er Margie nicht einmal zum Essen einladen dürfe. Und so kommt es, daß sich Ray, wie Scotts verstorbener Vater ein Feuerwehrmann, und dessen verwitwete Mutter näherkommen. Aber diese Liaison gefällt Scott, der dadurch an sein größtes, weil verdrängtes Trauma (den Verlust seines Vaters und damit die ordnende und erziehende Hand in seinem Leben) erinnert wird, überhaupt nicht. Mehr oder weniger offen sabotiert er Rays Werben um seine Mama...

Der New Yorker Regisseur Judd Apatow war bisher mit Filmkomödien (Jungfrau (40), männlich, sucht) erfolgreich und so engagierte er für die Hauptrolle in seinem The King of Staten Island den Stand-up-Comedian Pete Davidson, dessen Darstellung der Figur des Scott Garlin zum Großteil autobiographische Züge trägt.
Die schräge Coming-of-age-Geschichte ist durchzogen von allen möglichen aberwitzigen Situationen, in die sich der unreife Scott meist selbst manövriert, aus denen er aber immer wieder mit Glück heil herauskommt. Allein die Dialoge machen den Film sehens- (und hörens-)wert, bilden sie in ihrer Unverblümtheit (Scott quatscht prinzipiell frei von der Leber weg) doch ein Stück US-amerikanische Wirklichkeit ab, die man in hochglanzpolierten Hollywoodproduktionen vergeblich sucht.

Es dauert allerdings gut eineinhalb Stunden, bis der von Lebensplanung und Verantwortungsbewußtsein bis dato völlig unbeleckte Scott dann endlich einmal lernt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Gezwungenermaßen allerdings, denn Mama Margie hat ihn rausgeschmissen, und da er bei keinem seiner Kumpels unterkommen kann, wendet er sich dann nonchalant an Ray, der ihn widerwillig bei seinen Kollegen in der Feuerwehrwache unterbringt. Dort lernt Ray, der bisher nur aushilfsweise gekellnert und noch nie etwas geleistet oder erreicht hatte, dann die Dinge kennen, die im Leben tatsächlich einen Wert haben.

Die Dramödie The King of Staten Island entzieht sich vor allem durch die furiosen Auftritte seines Hauptdarstellers jeder üblichen Kategorisierung, wirkt trotz teils grob überzeichneter Geschehnisse (Stichwort: Apothekenüberfall) dank der ungeschliffenen Dialoge jedoch durchwegs authentisch. Starke darstellerische Leistungen auch in den Nebenrollen (hier besonders der glatzköpfige Schnauzbart Bill Burr sowie die resolute Marisa Tomei) machen den mit 137 Minuten überlangen Streifen trotz zwischenzeitlich bitteren Momenten zu einem insgesamt amüsanten Filmvergnügen - sofern man sich auf den in Gestik und Mimik äußerst ungewöhnlich agierenden Pete Davidson einlassen will. 6 Punkte.

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