"DER MENSCHLICHE MAKEL" lautet der gleichnamige Bestseller von Philip Roth.
Oscarpreisträger Robert Benton („KRAMER GEGEN KRAMER", „NOBODY'S FOOL") wagte sich im Jahre 2003 an dieses Werk. Herausgekommen ist eine exquisite Literaturverfilmung mit hochkarätiger Besetzung: Der Regisseur führt ein Ensemble um die Oscarpreisträger Anthony Hopkins ("DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER") und Nicole Kidman ("EYES WIDE SHUT") sowie Ed Harris ("THE ABYSS") als Faunias Ex-Mann und Gary Sinise ("VON MÄUSEN UND MENSCHEN") als Schriftsteller und Erzählerfigur Nathan Zuckerman an - eine wiederkehrende Figur in Roths Romanen.
In ausdrucksstarken, melancholischen Bildern und einer düster-bedrohlichen Atmosphäre legt der Film Zeugnis von der typisch amerikanischen Mentalität ab. Gescheiterte Charaktere zuhauf, allesamt versehen mit dem Titel-gebenden "menschlichen Makel" von Selbstverleugnung auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Der Streifen begleitet Aufstieg und Scheitern des renommierten Professors Coleman Silk, der durch eine angeblich rassistische Äußerung vom College verwiesen wird. Indem er seine Geschichte dem Schriftsteller Zuckerman unterbreitet, gerät seine Reise in die eigene Vergangenheit mehr und mehr zu einer bitteren Selbsterkenntnis, dass sein ganzes Leben auf einer großen Lüge aufgebaut ist!
Die Erzählstruktur, die auf Rückblenden aufgebaut ist und in Jugenderinnerungen des gescheiterten Professors schwelgt, erinnert mich mitunter an die Stephen King Verfilmung "HEARTS IN ATLANTIS", die ebenfalls durch Anthony Hopkins veredelt wurde. Im Gegensatz zu diesem Klassiker vermisst man bei "DER MENSCHLICHE MAKEL" jedoch den kontinuierlichen Spannungs-Aufbau. Leider bewegt sich Benton's Inszenierung zwar stets auf hohem erzähltechnischem Niveau, große Höhepunkte sucht man allerdings vergeblich.
Auch Hopkins Verkörperung des Mannes mit afroamerikanischer Herkunft war bereits bei Kinostart ein großes Rätsel - in der Tat nimmt man ihm diese Rolle nur schwer ab, was ohne Zweifel nicht an dem großartigen schauspielerischen Talent Hollywoods Edel-Mimen liegt.
Dennoch kann man diesen filmischen Beitrag sicherlich allen Freunden anspruchsvoller Kino-Unterhaltung empfehlen. Allerdings ist mir die Romanvorlage unbekannt, so dass ich über die filmische Umsetzung wenig sagen kann (na ja... eigentlich gar nichts).
Wer aber große Gefühle in einem herausragendem Drama sucht, dem sei eher zu oben genannter Stephen King-Verfilmung geraten!
(6 / 10)